Full text: Wilhelm Olbers (2. Band, 1. Abtheilung)

Gauss an Olbers. Braunschweig, 1805 Oktober 29. 
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findet sich zu einem deutschen Werke leichter in Deutschland ein Ver 
leger. Mit Ausländern möchte ich nicht gern zu schaffen haben; der 
Duprat in Paris hat Bankerott gemacht und mich um die mir schuldige 
Summe rein betrogen. Ich bitte Sie darüber um Ihren Rath, der meinen 
Entschluss bestimmen wird. Indess werde ich mich nicht eher mit einem 
Buchhändler einlassen, bis die Schrift vollendet ist, um nicht in den 
Fall zu kommen, bei dieser Arbeit getrieben zu werden. 
Das Wetter ist hier bisher astronomischen Beobb. äusserst ungünstig 
gewesen. Noch keine zwei Nächte nach einander waren heiter. Ein paar 
Ceres-Beobb. habe ich gemacht, die ich Ihnen hier mittheile: 
Okt. 24. ll h 30 m 51 s 109° 28' 25" 23° 27' 0" (Nördl.) 
„ 28. ll h 21 ra 30 s 110° 7' 7" 23° 36' 58" „ 
Der Fehler der Ж scheint also auf 5 r angewachsen zu sein, der 
Deklinations-Fehler 1'. Ich möchte gern die f bald auf suchen, ich fürchte 
aber, dass ich noch nicht im Stande sein werde, sie mit dem Instrumente 
zu sehen, das ich bei meinen Beobb. gebrauche. Ich habe dieses Spiegel 
teleskop nicht immer in Händen, und es kommt mir vor, dass seit einiger 
Zeit der Spiegel beträchtlich schlechter geworden ist; anfangs dachte 
ich, dass meine Augen sich verschlimmert hätten; indessen sehe ich doch 
mit meinem Kometensucher noch eben so gut wie sonst; Ceres ist darin 
sehr augenfällig, aber den * 9. Gr., bei dem (j. am 24. ganz nahe stand, 
sehe ich mit dem Short lange nicht so gut, als ich sonst wohl Sterne 
10. Gr. damit gesehen habe. Der 4 werde ich aber, sobald es wieder 
heiter wird, aufpassen. Ebenso dem von Нити entdeckten Kometen, 1 ) 
dessen Positionen vom 20., 22., 23. Ihnen aus den Zeitungen bekannt 
sein werden. Sollten Sie von diesem oder einem der drei Asteroiden 
Beobb. erhalten, so verbinden Sie mich wie immer sehr durch die Mit 
theilung. 
Ueber Freund Bessel’s Anstellung in Lilienthal freue ich mich 
ausserordentlich; dieser vortreffliche junge Mann ist eine grosse Acquisi- 
tion für die Astronomie. Sehr lieb ist’s mir, dass er die Bearbeitung 
des Kometen von 1769 übernehmen will, an die ich doch für’s erste 
nicht würde denken können. 
Unser’s guten Harding’s vortheilhafte Bedingungen bei seiner An 
stellung in Göttingen habe ich mit grossem Vergnügen erfahren. Wie 
unbeschreiblich glücklich würde ich sein, unter solchen Umständen und 
Verhältnissen, als die sind, wozu der Entwurf gemacht ist, mit diesem 
braven Mann gemeinschaftlich für unsere Lieblings-Wissenschaft zu ar- 
9 K. Encke, dritte Erscheinung. Entdeckt von Pons in Marseille Okt. 20, von 
Bouvard in Paris und Нити in Frankfurt a. d. 0. einige Stunden später. Vergl. 
Bd. 1, S. 802 f. Sch.
	        
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