Full text: Wilhelm Olbers (2. Band, 1. Abtheilung)

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Olbers an Gauss. Bremen, 1806 Jannar 21 und 29. 
handlung vorher irgendwo zum Druck zu befördern. Ich dachte sie 
anfangs nach Göttingen zu schicken, doch würde sie wohl für die 
Comment. zu voluminös, vielleicht [auch für eine akademische Schrift 
zu elementarisch sein, obwohl vieles, was darin vorkommt, meines 
Wissens neu ist. Auf alle Fälle würde ich aber doch nicht abgeneigt 
sein, der Societät eine Abschrift zu schicken. Ich lege Ihnen hier die 
Abhandlung selbst zur gelegentlichen Durchsicht vor. 
P. 8. Unserm wackern Bessel meine besten Empfehlungen und 
tausend Entschuldigungen meines langen Stillschweigens. Eben weil ich 
dies nur durch einen ausführlichen Brief gut machen zu können fühle, 
muss ich mir heute das Vergnügen versagen, mich mit ihm selbst zu 
unterhalten. 
No. ho. Olbers au Gauss. [m 
Bremen, 1806 Januar 21 und 29. 
Wie sehr danke ich Ihnen für Ihren gütigen, und mir so äusserst 
interessanten Brief vom 3. Jan., und die treffliche ihn begleitende Ab 
handlung über die Interpolationen. Sehr beschämt hat mich übrigens 
dieser Brief in der Rücksicht, dass ich Ihnen längst hätte schreiben, 
und die Resultate der BESSEL’schen Untersuchungen über den Kometen 
von 1772 und 1805 hätte mittheilen sollen, damit Sie beide nicht un- 
nötliiger Weise Ihre Zeit einerlei Gegenstand widmen. Aber Sie 
würden mich völlig entschuldigen, wenn Sie sich ganz meine jetzige 
Lage denken könnten. Theils bin ich als Arzt bei der jetzigen ver 
änderlichen Witterung, und dem hier noch immer herrschenden Scharlach 
fieber ganz ungewöhnlich mit praktischen Geschäften überhäuft; theils 
bekümmert mich eine Privatsache einer Person, die mich sehr nahe an 
geht, sehr; theils leide ich auch selbst unaussprechlich an einem Brust 
übel, das mich zwar nicht hindert, meine ärztlichen Geschäfte taliter 
qualiter. zu verrichten, aber mich doch zu allen Geistes-Arbeiten träge 
und unfähig macht. Dies letztere scheint sich jetzt seiner Krisis zu 
nähern. Immer kann es sein, mein theuerster Freund, dass dies der 
letzte Brief ist, den Sie von Ihrem warmen, Sie auch noch in seiner 
Sterbe-Stunde liebenden Freunde erhalten. Sollte dies der Fall sein 
— ich wünsche meinen Tod nicht, sehe ihm aber doch auch ruhig ent 
gegen —, so empfehle ich Ihnen mein Andenken, und meinen Freund 
Bessel. A ielleicht schlägt auch noch alles, wenn es das Schicksal will, 
zum Bessern aus. 
Dies werde ich erwarten; aber ich freue mich, dass Sie, liebster 
Freund, wieder hergestellt sind. Schonen Sie sich, ich bitte, ich be-
	        
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