286
Gauss an Olbers. Braunschweig, 1806 Februar 3.
roiden, auch meine Pallas nicht, beobachtet habe. Von letzterer denke
ich vielleicht noch Abschied zu nehmen. — Vielleicht weiss ich bald
besser als Sie, wie es auf der Pallas aussieht!
Nochmals, mein geliebter, mein theurer Freund, leben Sie wohl
und glücklich. — Unter meinen Papieren wird schwerlich etwas sein,
was eine Bekanntmachung verdiente. Vielleicht ist eine Abhandlung
über die Gefahr eines Zusammenstosses der Erde mit einem Kometen
nicht ganz ohne Interesse. Lassen mir wichtigere Gegenstände Zeit,
so will ich alle mathematischen Skripturen zusammensuchen und sie
Freund Bessel nach meinem Tode übergeben lassen, mit der ausdrück
lichen Bedingung, nichts davon herauszugeben, als was auch Sie des
Druckes würdig finden. Und dann bitte ich Sie, strenge zu sein. Lassen
Sie mir die kleine Reputation, die ich mir etwa im Leben erworben
haben mag! —
Ihre Abhandlung über die Theorie der Interpolationen studire ich
doch, so wenig ich sonst zu solchen Studien aufgelegt bin. Sie hat
mich einige Stunden angenehm von andern Gedanken abgezogen. Bin
ich jetzt noch fähig über dergleichen zu urtheilen, so ist sie des Druckes
in den Gott. Commentarien vollkommen würdig, und wahrlich nicht zu
elementarisch. Ich wenigstens fasse den zweiten Theil nur mit einiger
Anstrengung, finde ihn aber auch weit bedeutender, als den ersten.
Zuletzt noch meinen innigsten Dank für Ihre Liebe und Freund
schaft, die mir im Leben so viele glückliche Stunden verschafft haben.
Empfehlen Sie mich Ihrer theuren geliebten Gattin. Erhalten Sie mir
immer ein freundschaftliches Andenken.
NS. vom 29. Jan. Mein Brief ist einige Tage liegen geblieben.
Mein Befinden ist noch das nämliche. Mühsam und unlustig verrichte
ich meine Geschäfte. Was ich Ihnen indess über meine Furcht oder
Erwartung einer baldigen Entscheidung meiner Krankheit geschrieben
habe, lleibt ganz unter uns. Ich verhehle natürlich alles für meine
mich so sehr liebende Familie, und darf, um diese nicht ängstlich zu
machen, mich gegen Niemand äussern. Bedürfniss war es mir, Ihnen,
mein Theuerster, mein Herz zu öffnen. — Leben Sie nochmals wohl,
ewig wohl!
No - 141 * Gauss an Olbers. [66
Braunschweig, 1806 Februar 3.
Ihr letzter Brief hat mich unbeschreiblich erschüttert und er
schreckt. Der harte Schlag, den Sie mich befürchten lassen, beugt
mich, wenn ich ihn nur denke, ganz nieder und zerbricht die schönsten
meiner Hoftnungen. Aber ich kann mich zu diesem Gedanken nicht