Full text: Wilhelm Olbers (2. Band, 1. Abtheilung)

292 
Olbers an Gauss. Bremen, 1806 April 29. 
dio ich bloss der Kürze der Zeit wegen liiei nicht abschi eiben kann. 
Für einen angenommenen Werth von g' bestimme ich nun r und x, und 
entweder nach 1. oder nach 2., je nachdem l oder V grösser ist, g (oder 
vielmehr ich verbinde 1. und 2. auf eine zweckmässige Art) — ebenso aus 
3. und 4. bestimme ich g\ aus q und g n berechne ich r, r" und die 
Chorde und daraus die Zeit; ich wiederhole diese Arbeit so lange mit 
veränderten Werthen von g, bis die berechnete Zeit mit der beobach 
teten übereinstimmt. Bei der wirklichen Ausübung lassen sich hierlei 
noch manche bedeutende Rechnungsabkürzungen anbringen. 
Bei dem Kometen von 1772 habe ich noch den A ersuch gemacht, 
eine Parabel von demselben kleinsten Abstande zu finden, wie bei dem 
Kometen von 1805. Es ergab sich, dass, wenn die äusseren Beobb. 
genau dargestellt werden, bei den mittlern ein Fehler von 6'40" übrig 
bleibt, der sich etwa auf die Hälfte verkleinern lassen würde, wenn 
man ihn auf die äussern Beobb. mit vertheilte. Allein, nun weichen 
die andern Bestimmungsstücke der Parabeln zu sehr von einander ab; 
Bessel habe ich das Resultat in extenso geschrieben. 1 ) 
Eines so traurigen Wetters, wie bisher durchgehends geherrscht 
hat, erinnere ich mich lange nicht. Die Juno habe ich noch gar nicht 
suchen können. Pallas habe ich einmal gesucht, aber wegen ([schein 
und Dünsten nicht gefunden. 
Der Himmel erhöre unsere Wünsche, unser Flehen, und erhalte uns 
Sie, mein allertheuerster Freund. Ueber den Verlust eines Mannes, 
dessen treue Liebe mich so glücklich gemacht hat, würde nichts auf 
der Welt mich trösten können. 
No. 142. Olbers an Gauss. [76 
Bremen, 1806 April 29. 
Endlich kann ich Ihnen doch wieder etwas Bestimmteres über meine 
Gesundheit sagen. Seit vier Wochen fühle ich mich etwas, oder viel 
mehr merklich besser. Meine Brustbeklemmungen nehmen ab, mein 
Schlaf wird ruhiger und erquickender, und mein voriger Appetit stellt 
sich wieder ein. Indess habe ich mich doch entschliessen müssen, meine 
medicinisclie Praxis, wenigstens auf eine geraume Zeit, ganz nieder 
zulegen. Ich werde diesen ganzen Sommer auf einer Reise zubringen. 
Mich so gar weit zu entfernen, dazu habe ich jetzt wenigstens noch 
keine Lust und keinen Muth, und so habe ich mich zu einer Tour nach 
Paris oder London nicht bestimmen können. Aber nach Braunschweig 
1 ) 4 ergl. Brief von Gauss an Bessel, 1806 Febr. 3. Briefwechsel No. 14. Sch.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.