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Olbers an Gauss. Bremen, 1802 März 16.
nials hatte er Ihre Ephemeride wohl noch nicht. So wenig 1 kommu-
nikabel er sonst auch mit seinen Beobachtungen ist, so wird er sie
Ihnen doch gewiss nicht abschlagen. Es ist Schuldigkeit aller Astro
nomen und zugleich ihr wahrer Vortheil, Ihnen alles zu liefern, was
Sie zu Ihren ferneren Untersuchungen brauchen. Verdanken wir Ihnen
doch 1 allein, die Ceres wiedergefunden zu haben.
Bode hat Ihr Brief viele Freude gemacht. — Werden Sie uns
nicht bald Ihre Methode zur Bestimmung der elliptischen Bahnen mit
theilen?
Das Wichtigste wäre nun, die Ceres unter ehemaligen Fixstern-
beobb. aufzufinden. Sollten Sie schon Tafeln für die Ceres berechnet
haben, so bitte ich recht sehr um deren Mittheilung. Ich hatte an
gefangen, mir welche nach No. VI zu konstruiren, aber meine Zeit ist
jetzt äusserst beschränkt, Ich würde alsdann Hrn. Haeding ver
anlassen, von 1792—1800 für jede Opposition der Ceres 2 Monate vor
her und 2 Monate nachher, etwa in jedem Monat nur einen geocentri-
schen Ort derselben nach JR und Dekl. zu berechnen. Dadurch würde
man übersehen können, ob Ceres unter den 50 000 La LANDE’schen
Sternen anzutreffen ist. Nach einem vorläufigen Ueberschlag zweifle
ich sehr daran.
Der Stern No. 100 Fl. 8, den Flamsteed 1700 d. 1. Jan. beobachtete,
und der jetzt nicht mehr am Himmel zu finden ist, fiel mir anfangs
auf. Wirklich trifft auch die Länge ganz gut zu, aber die Breite ist
6^° südlich, da sie für Ceres nördlich sein sollte. Und der ft der
der Ceres wird in Ansehung der Fixsterne nach einer darüber an-
gestellten beiläufigen Rechnung für jede Revolution der Ceres nur um
27,4" rückwärts vom 4 verrückt ; in Ansehung der Aequinoctien bleibt
also die Bewegung des ft noch immer beträchtlich rechtläufig.
Sie können nicht glauben, wie viele Freude es mir macht, dass
Ihr grossmüthiger vortrefflicher Herzog Ihre Lage auf eine für Sie so
angenehme und für die Wissenschaften so nützliche Art verbessert hat.
Ich habe die Ceres nochmal so lieb, da sie hierzu den Anlass gegeben
hat. Fahren Sie fort, mein würdiger Freund, mir ferner von den Resul
taten Ihrer tiefsinnigen l ntersuchungen Nachricht zu geben. Jedem
Ihrer Briefe sehe ich immer mit Ungeduld entgegen. — Was ich er-
falne oder beobachte und Ihnen interessant sein kann, theile ich so-
iileich mit. Auch steht Ihnen von meinem kleinen Büchervorrath alles
zu Befehl, was Sie etwa brauchen sollten. Da ich doch immer mit
dem hiesigen Postamt in Rechnung stehe, so wird es mir lieb sein,
venn Sie künftig Ihre Briefe an mich nicht frankiren werden.
Professor Seyfeer in Göttingen giebt eine neue Auflage seiner
Uebersetzung der PiAzzi’schen Schrift heraus.