Full text: Wilhelm Olbers (2. Band, 1. Abtheilung)

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Gauss an Olbers. Braunschweig, 1806 Juli 80. 
Dec. und Jan. 1805 und 1806 zu Mailand gemachten Pallasbeohh. an 
wandte und zwar so, dass ich die äussersten Beobb., die 71 Tage ent 
fernt sind, mit einer mittleren 40 und 31 Tage von jenen abliegenden 
zu Grunde legte, und zwar so: 
1. dass ich von der schon vorhandenen Kenntniss, die wir von der 
Pallashahn haben, nichts benutzte, sondern so operirte, als wenn ich 
noch nichts davon wüsste; 
2. dass gleich bei der ersten Rechnung auf alle kleinen Korrektionen, 
nämlich Aberration, Parallaxe und Nutation mit Rücksicht genommen 
wurde, so dass um dieser willen weiter keine Wiederholung der Rech 
nung nöthig war. 
Und der Erfolg war so glücklich, dass gleich die allererste An 
näherung ein schon äusserst nahes Resultat gab, und es nur dreier 
Hypothesen bedurfte, um die zu Grunde gelegten Beobb. so genau dar 
zustellen, als es unsere Sinustafeln zulassen, d. i. auf ein paar Hundertstel 
von Sekunden. Ich sage nichts von der Schnelligkeit, womit diese ver 
schiedenen Hypothesen sich machen lassen, da man gar nicht nöthig 
hat, bei jeder derselben die ganze Bahn zu berechnen, sondern dieses 
bis zur letzten aufsparen kann. Ich hoffe, liebster Freund, dass Ihnen 
diese Methode in der Folge Vergnügen machen wird. — Sobald ich 
für dieses Jahr die Asteroiden beseitigt habe, werde ich anhaltend bei 
der Arbeit an jener Methode bleiben. Die Pallas habe ich längst ab- 
gethan, die Mailänder Beobb. haben mir dabei gute Dienste geleistet 
(Zach’s Beobb. waren, wie ich schon früher urtheilte, ganz falsch). Man 
kann alle Beobb. von 1802, 3, 4, 5, 6 noch ziemlich gut in Ueberein- 
stimmung bringen, ohne auf die Störungen Rücksicht zu nehmen. - 
Bei der Juno habe ich gleichfalls eine schöne Suite Mailänder Beobb. 
gehabt, auch von Hrn. Bessel’s letzten Beobb. habe ich Nutzen zu ziehen 
gesucht, sie sind indess nicht sehr genau. Gerade heute bin ich mit 
der Ephemeride für die Juno fertig geworden; es wird 1807 grosse 
Künste kosten, sie zu sehen, ihr grösstes Licht im Mai ist nur 0,016, 
also nicht halb so viel als in diesem Jahre. Die Bearbeitung der Juno 
hat mir noch um so mehr Mühe gemacht, da ich alle die ersten Meri- 
dianbeobb. von 1804 noch einmal diskutiren musste, um daraus die 8 
abzuleiten. Sowohl das von Bode, als das von Lindenatt gegebene 
Resultat war so fehlerhaft, dass es gar nicht zu gebrauchen gewesen 
wäre. Jetzt bleibt nur noch die Ceres übrig, wovon ich aber noch 
keine Beobb. habe, als die von Harding und Pasquich; ich wünsche 
davon erst noch bessere zu erhalten. Sollten Sie etwa in der Conn. 
des tems XVI, die ich noch nicht habe, enthalten sein, so verbinden 
Sie mich durch die Mittheilung.
	        
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