Gauss an Olbers. Braunsclrvveig, 1806 Juli 30.
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Was ich wegen des Preises für die Störungen der Pallas erwartet
hatte, scheint eingetroffen zu sein: es scheint keine oder wenigstens
keine preiswürdige Abhandlung eingelaufen zu sein, wenigstens ist nach
einigen Zeitungsnachrichten der Preis von neuem auf 1808—1809 mit
6000 Francs ausgestellt. In der That wäre es auch nach meiner Mei
nung wahre Zeitverschwendung gewesen, diese Arbeit schon vor zwei
Jahren zu unternehmen, da die vorhandenen Hülfsmittel viel zu unsicher
waren, und da man doch nothwendig späterhin diese so weitläufige
Arbeit von neuem hätte machen müssen. Erhält mir Gott Leben und
Gesundheit, so denke ich nach Vollendung meines Werkes mich an die
Störungen der 4 zu machen, obgleich ich freilich noch nicht weiss, ob
ich mit dieser Arbeit um den Preis buhlen werde.
Mit unserer Sternwarte ist noch gar nichts weiter geschehen, wenn
man nicht etwa etwas Negatives für Etwas nehmen will, nämlich die
Aeusserung, dass wegen anderer nöthiger Bauten der Bau nicht vor
künftigem Frühjahr anfangen werde. A la bonne heure. Mein Wahl
spruch ist aut Caesar, aut nihil, und wenn ich nicht hoffen darf, dass
etwas ganz meinen Wünschen Entsprechendes herauskommt, werde ich
mich bloss passiv verhalten. Bis zu künftigem Frühjahr kann sich noch
manches ändern. Heute hat man hier das Gerücht, dass der Prinz
von Cambridge durch Heirath mit einer französischen Prinzessin König
von Hannover werden würde. Vor der Hand bin ich mit anderen
Arbeiten so sehr umgeben, dass ich den Aufschub nicht regrettiren kann.
Ich habe durch v. Zach ein 5füssiges Achromat in England bestellt
auf meine Rechnung; das bei Stephani in Leipzig würde wohl meinen
Absichteü nicht entsprechen, da die Dimensionen fast dieselben sind, wie
bei meinem Ramsden, dessen Objektiv leider zerbrochen ist und das,
gut montirt, mich nur 9 Louisd’or gekostet hatte. — War das Passage-
Instrument bei Schröder in Gotha bestellt oder auf Spekulation ge
macht? Ferner, fanden Sie da Kometensucher vorräthig? Oder muss
man bestellen, im letzten Falle kann man wohl auf nichts rechnen?
Harding hat mich eingeladen, ihn um Michaelis nach Bremen und
Lilienthal zu begleiten. Jammerschade, dass gerade gegen diese Zeit
die erwartete Niederkunft meiner Frau fällt, wo ich mich nicht gut
entfernen kann.
Verzeihen Sie, theurer Freund, dies ungeordnete Geschreibe mit
der allergrössten Eile, worin es heute gemacht werden musste, da ich
wünschte, dass Sie noch einmal in Rehburg an mich denken möchten.