Full text: Wilhelm Olbers (2. Band, 1. Abtheilung)

nm 
308 
Gauss an Olbers. Braunschweig, 1806 September 29. 
No. 148. 
Gauss au Olbers. 
[70 
S, i 
Braunschweig, 1806 September 29. 
Sehnlichst habe ich seit meinem letzten nach Rehburg gesandten 
Briefe auf die angenehme Nachricht gehofft, dass Sie völlig hergestellt 
und wohl Ihre Reise vollendet hätten und nach Bremen zurück wären, 
bis ich jetzt von Harding höre, dass Sie von neuem in Hannover un 
pässlich geworden sind. Diese unangenehme Nachricht, die mich sehr 
erschreckt hat, würde mich noch mehr ängstigen, wenn Harding nicht 
mich mit dem Zusatze tröstete, dass Sie jetzt diese Krankheit über 
standen haben und in diesen Tagen hergestellt in Bremen zurück er 
wartet würden. Mit grossem Verlangen hoffe ich von Ihnen die Be 
stätigung Ihres jetzigen Wohlbefindens zu erfahren. Auch Harding’s 
Gesundheit ist, wie ich mit grossem Bedauern von ihm höre, nicht ganz, 
wie sie sein sollte. Ich befinde mich gegenwärtig sehr wohl, auch meine 
Frau und mein am 21. Aug. geborener Joseph, dem ich bald von Ihnen, 
lieber Olbers, erzählen werde. Ich würde Ihnen die Nachricht von 
seiner glücklichen Ankunft, woran Sie gewiss herzlichen Antlieil nehmen, 
schon früher gegeben haben, wenn ich nicht erst auf die Nachricht von 
Ihrer Rückkehr gewartet hätte. Es ist ein gesundes, wohlgestaltetes 
und rühriges Kind, und fängt nachgerade an, auch mit andern Sinnen, 
als der Zunge, von der äussern Welt Notiz zu nehmen. 
Ich arbeite jetzt fleissig an meinem Werke, der Theorie der Be 
wegung der Himmelskörper nach den KEPLER’schen Gesetzen. Ausser 
einer Einleitung, die ganz, und mehreren ziemlich bedeutenden, dem Werke 
beizufügenden Tafeln, die fast ganz vollendet sind, habe ich auch schon 
einen guten Theil vom Buche selbst zu Papiere gebracht. Ich stehe 
jetzt dabei am 7. Bogen. Es finden sich indess bei der Ausarbeitung 
noch so mancherlei kleine Untersuchungen, die ich vorher nicht mit in 
Anschlag gebracht habe, dass das Ganze wohl etwas stärker werden 
möchte, als ich anfangs geglaubt hatte; es möchte jetzt wohl auf 25 
bis 30 Bogen anwachsen. So habe ich z. B. von der mir eigentüm 
lichen Methode, die Bewegung in der Ellipse und Hyperbel auf die 
Parabel zu reduciren (wovon ich Ihnen bei Ihrem Hiersein schon einiges 
gesagt zu haben glaube, und die auch schon mit unter dem fertigen 
Theile ist) eine Untersuchung vorausschicken zu müssen geglaubt, was 
für einen Grad von Genauigkeit man beim Gebrauche der gewöhnlichen 
indirekten Methode mit Tafeln auf 7 Decimalen erreichen kann, wenn 
man bei der Rechnung alle mögliche Schärfe anwendet. Vielleicht ist 
Ihnen das Resultat nicht ganz uninteressant: 
-UH
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.