Full text: Wilhelm Olbers (2. Band, 1. Abtheilung)

Olbers an Gauss. Bremen, 1806 Oktober 5. 
311 
Zur Recension von Legendre’s Werk habe icli mich freilich er 
boten. Allein da Sie, liebster Freund, es jetzt selbst gelesen haben, 
so wird es für alle Leser der M. C., und besonders auch für mich weit 
angenehmer und lehrreicher sein, wenn Sie diese Recension übernehmen 
wollten. Ihnen kann sie wenig Mühe machen, mich würde sie mehrere 
Tage beschäftigen. — Ich bitte Sie also recht sehr darum. Gelegentlich 
wünschte ich aber das Werkchen zu sehen, da ich es noch nicht habe 
erhalten können. 
Sie können nicht glauben, mit welcher Begierde und Ungeduld ich 
Ihre Abhandlung über die Bestimmung der Bahnen der Himmelskörper 
erwarte. Dass Sie uns jetzt 25 bis 30 Bogen schenken werden, ist 
vortrefflich. Je mehr, je besser. — Alles, was Sie mir davon sagen, 
reizt und spannt meine Neugierde um so mehr. Eine Zwischenzeit von 
71 und gar von 118 Tagen lässt sich doch wohl unmöglich anwenden, 
ohne während der Rechnung selbst einige Grössen, die Sie anfangs als 
bekannt voraussetzen oder ungefähr schätzen, nach und nach zu ver 
bessern? 
Der zweite Fall, dessen Sie erwähnen, wo man aus 3 Beobb. durch 
die Näherungsmethode keine zuverlässige Bestimmung der Bahn machen 
kann, ist auch mir nicht unbekannt gewesen. Bei Kometen kommt er 
indessen nicht leicht vor. Doch ist auch schon eine sehr starke Krümmung 
der scheinbaren Kometenbahn nachtheilig. 
Dass Sie sich nach Vollendung Ihres Werkes an die Perturbationen 
der Pallas machen wollen, ist mir äusserst lieb zu hören. Aber mein 
theurer Freund, Sie müssen die 6000 Livres nicht verschmähen, die Sie 
gewiss erhalten können! Sie sind jetzt Vater, und die 1500 Tlilr. wären 
immer ein kleiner Fonds für die künftigen Studien Ihres Joseph. 
Auf v. Zach’s Bestellung des Fernrohrs rechnen Sie nicht zu sehr. 
Ich habe ihn schon vor 4 Jahren um ein fünffiissiges Fernrohr für 
einen meiner Freunde gebeten und wiederholt daran erinnert, allein 
nichts erhalten. 
Da H. v. Lindenau neulich wieder die sonderbare Abhandlung des 
H. Beck-Calckoen über die Bestimmung des Erd-Ellipsoids {M. C. 1805 
Sept., p. 256) anführt, so habe ich diese mal wieder angesehen. Es ist 
doch unbegreiflich, wie man so etwas drucken lassen kann! Um die 
Gestalt des Erd-Aequators zu bestimmen, fordert H. B.-C. 4 halbe 
Durchmesser, die sich im Mittelpunkt unter Winkeln von 45° schneiden. 
Jedermann weiss, dass 3 halbe Durchmesser mit den zwischenliegenden 
Winkeln, diese mögen sein, wie sie wollen, genug sind. — Ich bin bei 
der Auflösung der letzten Aufgabe auf folgende, wie es mir scheint, 
sehr bequeme Formeln gekommen. 
Es sei a die halbe grosse, b die halbe kleine Axe des elliptischen
	        
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