Full text: Wilhelm Olbers (2. Band, 1. Abtheilung)

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Olbers au Gauss. Bremen, 1807 April 25. 
gangen sein muss, icli kann nicht sagen bei welcher. Die Durchgangs 
zeiten der Sterne harmoniren in beiden Beobb. vollkommen mit einander, 
und mit der Hist. Cel. Die 1. Beob. giebt nämlich um 8 h 41 m 8 S Uhr 
zeit Vesta dem PiAzzi’sclien Stern vorgehend 6 m 31,5 S , die andere um 
8 h 54 m 18 b 6 n '33,5 s . Ich habe also beide für sich reduciren müssen, 
und nur eine von beiden wird gelten können. Welche? — Das wird 
die Vergleichung mit der Theorie entscheiden: 
Mittl. Zeit 
Apr. 25. 8 h 31 m 28 s 179° 13' 19" 12° 57' 58" 
„ 25. 8 h 44 m 38® 179° 12'49" 12° 58' 6" 
Aus den Dekl. kann man unbedenklich das Mittel nehmen; doch 
halte ich die zweite für besser. — Ich tröste mich damit, dass Bessel 
diese Nacht gewiss eine sehr genaue Bestimmung machen wird. Auch 
haben Sie jetzt gewiss schon Meridianbeobb. von Hrn. v. Zach. 
Dass mir die von Ihnen gefundenen Elemente der Bahn, die ich 
freilich nur für eine erste Annäherung halte, da die Zwischenzeit noch 
so klein ist und fast nur Kreismikrometerbeobb. gebraucht sind, eine 
grosse Freude machen, können Sie sich leicht denken. Besonders ist 
es mir sehr angenehm, dass die Excentricität nicht so gar gross ist. 
Vesta wird also bei jeder Opposition eine ansehnliche Grösse haben. 
Ich finde nach einem ungefähren Ueberschlag, dass sie, wenn sie im 
Perihelio zugleich in der Opposition ist, noch in dem Verhältniss von 
141:100 mehr Lichtstärke haben kann, als am 29. März. Dann muss 
sie sehr gut mit blossen Augen zu erkennen sein. — Jetzt nimmt diese 
Lichtstärke doch schon merklich ab. 
Die Hoffnung, ältere Beobb. von ihr aufzufinden, wächst durch 
diese mässige Excentricität und Neigung. Noch wird wohl einige Zeit 
hingehen, bis ihre Umlaufszeit soweit mit einiger Sicherheit bekannt 
ist, dass wir über die Sterne der Hist. Cel. Untersuchungen anstellen 
können. An frühere lässt sich vorerst, es sei denn, dass man glücklich 
genug wäre, die Vesta in der Hist. Cel. zu finden, wohl noch nicht 
denken. Mit der Zeit müsste man aber auch untersuchen, wo sie 1761, 
1762 und 1751, 1752 gewesen ist, um zu sehen, ob La Caille sie mit 
beobachtet haben kann. — Ausser dem Uranus weiss ich noch von 
keinem einzigen MAYEn’schen Stern mit Gewissheit, dass er fehle, und 
wirklich beobachtet sei. 
Ihr berühmter Lehrer, Hofrath Seyffer, der mir noch immer der 
alte scheint, will mit 275maliger Vergrösserung eines 4füssigen Achro 
mats einen merklichen Durchmesser der Vesta wahrgenommen haben. 
Zach’s Projekt, mit seiner Korrespondenz eine Ephemeride zu ver 
binden, möchte ich nur mit gewissen Modifikationen ausgeführt sehen.
	        
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