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Gauss an Olbers. Braunschweig, 1807 April 28.
Ein ganzes Jahrbuch, wenn auch hin und wieder besser und vollstän
diger als das BoDE'sche, zu liefern, und dies so theilweise, damit, dächte
ich. möchte wenigen gedient sein, und beide würden sich schaden. Ich
würde rathen, nur 1. das allgemein Brauchbarste und täglich zu Be
nutzende in grösserer Vollkommenheit und Schärfe zu liefern, als es in
einer andern Ephemeride geschieht, z. B. die Sonnenörter nach den
neuesten Tafeln bis Decimal-Sekunden, den Log. des Abstandes mit 7
Decimalen täglich, die Zeitbestimmungen in grösster Schärfe u. s. w.
Jetzt muss man doch immer, wenn man etwas Genaues haben will, den
(dort von neuem aus den Tafeln berechnen, und dies ist besonders bei
Zach’s Tafeln sehr mühsam. Delambre's sind viel bequemer. —
Mondslängen, denke ich, könnten wegfallen. — 2. Das, was andere
Ephemeriden gar nicht haben, z. B. die Oerter der neuen Planeten, die
Bedeckungen kleiner Fixsterne vom weniger als halb erleuchteten Monde,
Oppositionen und Konjunktionen der Planeten mit der O u. s. w.
Auch der Justizrath Schroeter freut sich recht über Ihren uns
gütig versprochenen Besuch.
No. io9. Gauss an Olbers. [78
Braunschweig, 1807 April 28.
Zu dem, was ich Ihnen vor 8 Tagen überschickte, habe ich noch einige
Berichtigungen, Zusätze etc. hinzuzufügen, womit ich diesmal den An
fang machen will. In der Berechnung der Bahn selbst ist durchaus
kein Fehler begangen, aber beim Hinzufügen des Abstandes der Sonnen
nähe vom Sh zur Länge des Sh war einer von 40" gemacht, die Epoche
der mittleren Länge März 29. 12 h M. Z. in Bremen muss also heissen
193° 8' 21,8" und die Länge der Sonnennähe 249° T 58,1". Diese Längen,
sowie die des Sl. waren übrigens vom scheinbaren Aequinoctium gezählt
und enthielten die Nutation der Länge schon mit. Auf meine Rech
nungen hatte übrigens jener Fehler keinen Einfluss.
Bei der A ergleicliung der Elemente mit den Beobb. waren auch
ein paar Fehler gemacht. Eine der Konstanten nämlich, die zur Be
stimmung der Koordinaten dienen, war etwas fehlerhaft, wodurch die
sämmtlichen berechneten yR etwa um 2,1" zu gross wurden, ausserdem
waren die Sonnenlängen am 10. und 14. um 10" falsch angenommen
gewesen. Eine verbesserte Vergleichungstafel gebe ich sogleich.
Dass ich alle die Resultate meines vorigen Briefes etwa in netto
10 Stunden habe machen können, kommt zwar zum Theil auf Rechnung
der Routine, die ich mir durch öftere Hebung wohl habe erwerben