Full text: Wilhelm Olbers (2. Band, 1. Abtheilung)

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Gauss an Olbers. Braunschweig, 1807 Juni 28. 
Meinem unmaassgeblichen Plan zu Folge würden wir zwar bald 
Anfangs einen Besuch auf eine heitere Nacht in Lilienthal machen, um 
den t> noch vor seiner zu grossen Annäherung zur O betrachten zu 
können; unsern eigentlichen Lilienthaler Aufenthalt von mehreren Tagen 
aber bis nach dem Schlüsse der Vesta-Beobb. verschieben. Gegen die 
Zeit nimmt dann doch die dem Astronomen immer zu starke nächtliche 
Dämmerung etwas ab. Auf Ihrer Rückreise denke ich Sie, wenn nicht 
ganz besondere Hindernisse eintreten, bis Nienburg zu begleiten. 
Diesmal hoffe ich das Vergnügen Ihrer Gegenwart und Ihres Um 
ganges noch ungleich besser gemessen zu können, als bei Ihrem vorigen 
mir noch immer unvergesslichen Besuch, weil ich jetzt weniger Ge 
schäfte habe und des Nachmittags fast ganz frei bin. 
Ihr berüchtigter Lehrer Seyffer ist doch wahrlich der unver 
schämteste Geck, den man sich nur denken kann. Es ist unbegreiflich, 
wie solche Leute doch noch immer so durch die Welt kommen. Fast 
scheint es, dass Frechheit ebenso gut forthilft als Verdienst. 
In Zach’s höchst sonderbares Betragen weiss ich mich gar nicht 
zu finden. Auch ich habe seit dem 12. Apr. keine Zeile von ihm ge 
sehen. — An Bessel hat er unterm 8. oder 9. Mai geschrieben, und 
ihn zur Mitarbeit an seinen projektirten Ephemeriden eingeladen. — 
Dieses Projekt kommt mir, so wie er es hier detaillirt, in Verbindung 
mit der M. C. sehr sonderbar vor und wird gewiss keinen langen Fort 
gang haben. 
Zum letztenmale vor Ihrer Reise sage ich Ihnen jetzt schriftlich 
Lebewohl! 
No. 182. Gauss an Olbers. [82 
Braunschweig, 1807 Juni 23. 
Nur mit wenigen Zeilen kann ich Ihnen heute noch auf Ihren 
lieben Brief vom 20. und 21. antworten. 
Eschenburg hat mir geschrieben, dass er zwar seine Station in 
Seesen bald verlassen zu können einige Hoffnung habe, aber mit Ge 
wissheit voraussehe, dass er bei seiner Zurückkunft hier zu viele andere 
Geschäfte vorfinden werde, um sich diesen Sommer noch eine Abwesen 
heit von mehreren Wochen erlauben zu dürfen. Er trägt mir zugleich 
auf, Ihnen, theuerster Freund, für Ihre ihm so schmeichelhafte Ein 
ladung seinen verbindlichsten Dank abzustatten, obwohl sein schon vor 
her an Hrn. Pagenstedt gegebenes Versprechen, bei diesem Logis zu 
nehmen, wenn er seine Reise noch hätte ausführen können, ihm nicht 
verstattet haben würde, von jener diesmal Gebrauch zu machen.
	        
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