Full text: Wilhelm Olbers (2. Band, 1. Abtheilung)

Olbers an Gauss. Bremen, 1807 December 26. 
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Es bleibt doch immer sonderbar, dass die Kometenkerne durchaus 
keine Phase zeigen; da doch eben die so schnell abnehmende Licht 
stärke mit grösserer Entfernung von der © auch bei diesen Kometen, 
wie mich dünkt, wieder unwiderleglich zeigt, dass die Kometen uns 
nicht durch eigenes Licht, sondern nur durch zurückgeworfenes Sonnen 
licht sichtbar sind. — Von den beiden Schweifen des Kometen ist der 
nördliche, gerade, längere verschwunden; der südliche, gekrümmte ist 
viel blasser und kürzer geworden, hat auch seine Krümmung fast ganz 
verloren. Der den Kern umgebende Nebel ist hingegen dichter und 
undurchsichtiger geworden. 
Sehr werden Sie mich durch Mittheilung Ihrer Formeln zur Reduk 
tion der Kreismikrometerbeobb. mit Rücksicht auf Refraktion verbinden. 
Meine Verbesserung der La LANDE’sclien oder KÄSTNER’schen Berech 
nung des Refraktionseinflusses auf die Unterschiede der vR und Dekl. 
theile ich ein andermal mit. — Bessel’s Tafel gründet sich darauf, 
dass er in seinen Formeln r — a cot h gesetzt hat, da doch eigentlich 
, n ... 0 . . , . a cot (h — mr) 
r — a cot (h — mr) ist. Sein a ist also = 
Höhe und r die Strahlenbrechung: bedeutet. 
cot h 
wenn li die 
Freund Harding, dem ich mich bestens zu empfehlen bitte, hat 
mich wieder mit einer schönen Karte beschenkt, die den Lauf des 
Kometen bis zum 6. Jan. enthält. Aber über die Vergleichung der 
Beobb. des Kometen mit Ihren Elementen hat er mir nichts Specielles 
mitgetheilt. Sehr gern möchte ich diese doch haben. — Bessel’s Ele 
mente stimmten noch bis zuletzt sehr gut. Ich weiss, dass Ihnen Besser 
selbst geschrieben hat. 
Eben von diesem unermüdeten Rechner werden Sie die Reduktion 
der ORiANi’schen Fesfa-Beobb. erhalten haben. Ich bin wahrlich darüber 
erstaunt gewesen, dass selbst in Mailand der Planet so lange am Abend- 
himmel hat verfolgt werden können. Wie diese Beobb. mit Ihren letzten 
Elementen stimmen, und ob sie noch Verbesserungen und Verände 
rungen der Elemente erfordern und veranlassen werden, bin ich un- 
gemein neugierig zu erfahren. 
Ihre gütige Einladung, die mir die Ehre der Gevatterschaft bei 
dem nächsten Sprössling Ihres ehelichen Glücks anträgt, nehme ich mit 
dem grössten Vergnügen an, und da Sie geneigt haben, diese Einladung 
ohne Erwähnung irgend einer Bedingung ergehen zu lassen, so kann 
ich mich nun meines wohlerworbenen Rechts auch nicht begeben, wenn 
etwa statt eines kleinen Wilhelms eine Wilhelmine zum Vorschein 
kommen sollte. 
Die Konstitution des Königreichs Westfalen, wozu Sie nun auch 
gehören, habe ich mit Aufmerksamkeit durchgelesen. Wahrscheinlich
	        
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