Full text: Wilhelm Olbers (2. Band, 1. Abtheilung)

Olbers an Gauss. Bremen, 1808 September 14. 
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meine Disquiss. u. s. w. Auch eine Sternwarte soll dort gebaut werden, 
Sextanten, Fernrohre und dergl. seien bereits vorhanden. 
Ueber die [Bemerkungen] im 112. Paragr. der neuen Schroeter- 
schen Schrift (Kronographische Fragmente) möchte ich wohl Ihr Urtheil 
hören. Wenn es wahr ist, dass Schwarz bloss Negation ist, so scheinen 
mir diese Wahrnehmungen geradezu unmöglich. Haben Sie wohl je 
an einer solchen Beob. theilgenommen, wo die beiden Lücken zwischen 
Ring und Kugel ungleich dunkel erschienen und dunkler als der Himmel 
ausserhalb? 
No. 212. Olbers an Gauss. [ns 
Bremen, 1808 September 14. 
Wahrscheinlich rechnen Sie mich kaum mehr unter die Lebendigen, 
da ich in so unendlich langer Zeit kein Lebenszeichen von mir gegeben 
habe. In Rehburg — nun, Sie wissen schon, wie es an Brunnenörtern 
hergeht, wo man vor lauter Nichtsthun gar keine Zeit zum Brief 
schreiben übrig behält. Nachher fand ich hier viele alte Sünden und 
Briefschulden abzubüssen, und hatte auch nichts einigermaassen Wich 
tiges oder nur Erhebliches Ihnen mitzutheilen. und so ging ein Tag 
nach dem andern hin. Letzteres ist zwar nun auch noch der Fall; 
aber ich kann doch unmöglich länger Stillschweigen und muss Ihnen 
endlich einmal wieder sagen, dass ich noch lebe, oder welches gleich 
viel ist, dass ich Sie innig liebe und verehre. 
Mein Rehburger Aufenthalt ist mir, wie gewöhnlich, ungemein gut 
bekommen, auch habe ich da einige Wochen sehr vergnügt zugebracht. 
Immer hatte ich noch, ich gestehe es Ihnen, eine heimliche Hoffnung, 
Sie würden mit Ihrer lieben Gattin auf einige Tage herüberkommen. 
Nun schmeichele ich mir aber um so gewisser mit der angenehmen 
Erwartung, Sie mit meiner theuren Frau Gevatterin diesen Herbst zu 
sehen. Auch in Lilienthal liegt man ähnliche Hoffnungen. Können 
und wollen Sie, lieber Gauss, unsern Haeding nicht begleiten? Be 
denken Sie, dass wir unsern Bessel wahrscheinlich bald aus dieser 
Gegend verlieren. 
Für die freundschaftliche Verwendung in Bessel’s Angelegenheiten 
bei dem Staatsrath v. Müller statte auch ich meinen herzlichen Dank 
ab. Glücklicherweise hat er sich diesmal frei geloost. Benzenberg 
schreibt mir, dass er unerachtet der Veränderungen, die in den politi 
schen Verhältnissen des Berg’sclien Landes vorgefallen sind, Bessel 
doch in wenig Tagen die Vokation zu schicken hoffe. — Ueber die 
eigentliche Beschaffenheit, die es künftig mit der Seeberger Sternwarte
	        
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