Full text: Wilhelm Olbers (2. Band, 1. Abtheilung)

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Olbere an Gauss. Bremen, 1809 März 14. 
1808 vom 12. Febr.) 1} ausgeführt würde. Für bloss 5 Decimalen habe 
ich selbst einmal einen Anfang gemacht. Bei solchen Rechnungen, wo 
sehr viele Logarithmen von Summen oder Differenzen gesucht werden 
(wie z. B. bei meiner Methode, die Störungen zu berechnen), würde 
eine solche Tafel eine bedeutende Erleichterung geben. 
No. 2i7. Olbers an Grauss. [119 
Bremen, 1809 März 14. 
Endlich ist es doch wohl Zeit, Ihnen mal wieder ein Lebenszeichen 
zu geben, da unser Briefwechsel leider den ganzen Winter geruht hat. 
Freilich lag an mir die Schuld. Längst hätte ich Ihnen für Ihren gütigen 
Brief vom 3. Dec. und die beigefügte Abhandlung über die Bestimmung 
der Polhölie (die mir viel Vergnügen gemacht hat) danken sollen. Aber 
immer hoffte ich noch, durch irgend eine Beob. am Himmel oder andere 
astronomische oder literarische Merkwürdigkeit meinem Briefe einiges 
Interesse geben zu können, und diese Hoffnung Hess mich meine Ant 
wort von einem Posttag zum andern aufschieben. Allein es hat sich 
nichts gefunden. Vergeblich ist im Herbst und anfangenden Winter der 
Wallfisch, und nun im Febr. und März die Jungfrau durchsucht worden: 
kein Asteroide hat sich blicken lassen. Ebenso wenig ist meinem Nacht 
fernrohr ein Komet begegnet. Merkwürdige ausländische Schriften habe 
ich nicht erhalten, und selbst sehr wenig gearbeitet. Die ewige Ein 
quartierung (Sie können sich kaum denken, wie lästig es ist, immer einen 
Officier im Hause und am Tisch zu haben) und die unangenehme Lage 
der öffentlichen Angelegenheiten rauben einem alle Lust und Kraft zu 
anhaltenden Beschäftigungen. 
Nehmen Sie also, mein theuerster Freund, bloss mit der Versiche 
rung meiner herzlichen Liebe und Verehrung und meinem unbedeuten 
den Geplauder vorlieb. — Ist denn noch Ihr so sehnlich erwartetes Werk 
nicht vollendet? Der Breitkopf ist ein unausstehlicher Zauderer. Aus 
doppeltem Grunde verlangt mich so sehr nach der endlichen Vollendung: 
einmal weil ich mich so sehr darauf freue, diese treffliche Abhandlung 
noch mal recht zu studiren, und zweitens, weil ich dann erwarten darf, 
dass Sie uns vielleicht dann diesen Ostern mit Ihrem so lange ver 
sprochenen Besuch erfreuen werden. Wollen Sie dies nicht thun, lieber 
Gauss, wollen Sie uns diese Freude nicht machen? Harding kommt 
gewiss, und mit diesem unseren Freunde können Sie ja Parthie machen. 
Ich könnte Ihnen dann noch persönlich meinen Sohn empfehlen, 
*) Diese Anzeige wird in Gauss’ Werken Bd. VIII veröffentlicht werden. Sch.
	        
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