Full text: Wilhelm Olbers (2. Band, 1. Abtheilung)

434 Olbers an Gauss. Bremen, 1809 April [etwa 22]. 
Haben wir bald wieder ein Heft von Harding’s trefflichen Karten 
zu erwarten? Empfehlen Sie mich ihm doch auf’s Angelegentlichste. 
Warum ist noch, so viel ich weiss, gar keine Recension von diesem 
ersten Hefte in den öffentlichen Blättern erschienen? 
No. 2i8. Olbers an Gauss. [120 
Bremen, 1809 April [etwa 22]. 
Ich kann meinen Sohn, der die Ehre haben wird, Ihnen dieses zu 
überreichen, nicht reisen lassen, ohne ihm einige Zeilen für Sie mit 
zugeben, und mir Ihre fernere Gewogenheit für ihn zu erbitten. Er 
lauben Sie ihm, sich in solchen Fällen, wo er Rath und Hülfe nötliig 
hat, an Sie wenden zu dürfen. Als Schüler kann ich ihn Ihnen nicht 
empfehlen; er hat, wie es scheint, für mathematische Wissenschaften 
wenig Genie, und für die Sternkunde keine, Liebhaberei. Aber hier 
hat er sich immer als ein fleissiger und gesitteter junger Mann be 
tragen, und sich den Beifall seiner Lehrer und seines Vaters erworben. 
Von seiner Kränklichkeit scheint er völlig hergestellt. 
Vergebens, lieber Gauss, habe ich auf Ihren Besuch gehofft. Selbst 
unser Harding ist ausgeblieben. Wenn Sie, wie ich mit Recht von Ihrer 
Freundschaft erwarte, diesen Besuch nur etwa bis zu den Pfingstferien 
aufgeschoben haben, so will ich nicht mit Ihnen darüber zanken. Ich 
selbst sowohl, als der Justizrath waren diese Zeit über fast immer un 
pässlich, und so würden wir doch nicht so wie sonst von dieser Freude 
haben profltiren können. — In einer besseren Jahreszeit darf ich dann 
auch wohl darauf rechnen, dass meine liebenswürdige Frau Gevatterin 
mit den Kindern Sie begleiten wird. Tragen Sie doch gefälligst meine 
Bitten darüber vor. 
Ich fühle es, dass ich nicht viel mehr werde observiren dürfen. 
Mein Körper fängt an, für Kälte und besonders Zugwind gar zu empfind 
lich zu werden. In unserm Bärenklima gehört wahrlich eine eiserne 
Gesundheit zum praktischen Astronomen, und die habe ich nicht mehr. 
Mit dem Aufsuchen neuer Planeten und Kometen ist es also vorbei! 
■ Uebrigens bin ich jetzt halb wieder hergestellt und habe meine Ge 
schäfte wieder übernommen; nur drückt mich noch die unerhört rauhe 
Witterung des unfreundlichen April. 
V ährend meines Hausarrestes habe ich mich mit dem Problem 
beschäftigt, die kleinste Entfernung eines Kometen von der Erdbahn 
zu finden. Ausser Prosperin hat, so viel ich weiss, Niemand diese 
Aufgabe zum wirklichen Gebrauch aufgelöst. Auch hat er es bei einer
	        
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