Full text: Wilhelm Olbers (2. Band, 1. Abtheilung)

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Gauss an Olbers. Gottingen, 1810 April 15. 
Nachbarn doch wohl zu einigen Ueberlegungen Anlass. — Fast fürchte 
ich. dass Freund Bessel Sie jetzt nicht in Göttingen treffen wird. Dies 
wird ihm unendlich leid sein. Erlaubt es irgend seine Zeit, so sucht 
er Sie wahrscheinlich in Braunschweig auf. Er hat dies mit Ihren 
übrigen Freunden gemein, dass er Sie ausserordentlich liebt und ver 
ehrt. Wie ungern ich Bessel hier verloren habe, brauche ich Ihnen 
wohl nicht zu sagen. Sollten Sie ihn sehen, so grüssen Sie ihn, bitte 
ich, recht herzlich von mir. — Von mir kann ich Ihnen nicht viel 
anderes sagen, als dass ich Gottlob mit den Mehligen wohl bin. Wissen 
schaftliches Neues habe ich nichts zu melden. Wirklich, ich erinnere 
mich keiner an astronomischen Neuigkeiten so armen Zeit, als die gegen 
wärtige ist. — Das Institut de France hat mich kürzlich zum Korre 
spondenten ernannt, — Aus Leipzig habe ich kürzlich einige zum Theil 
seltnere Bücher erhalten. Auch Kepler’s Briefe, auf deren Lektüre 
Sie mich aufmerksam machten. Wirklich lese ich sie mit sehr grossem 
Vergnügen, besonders die von Kepler selbst geschriebenen. 
Leben Sie wohl, mein allertheuerster, bester Freund. Grüssen Sie 
unsern Harbins, dem ich nächstens selbst schreiben werde. 
No. 280. Gauss an Olliers. [tot 
Göttingen, 1810 April 15. 
Ich kann nicht umhin, dem Herrn Landmarschall von Mecklenburg 
ein paar Zeilen mitzugeben, um Ihnen für Ihren freundlichen Brief zu 
danken. Ich freue mich hinzusetzen zu können, dass seit vorgestern mein 
neues Verhältniss kein Geheimniss mehr zu sein braucht. Ich weiss 
nicht, ob ich Ihnen den Namen meiner Braut in meinem letzten Briefe 
genannt habe; er könnte Sie auch jetzt noch wenig interessiren, wenn 
nicht unser Freund Lueder in Lilienthal, der sie etwas kennt und nahe 
mit ihr verwandt ist, Ihnen einiges von ihr würde sagen können. Es 
ist die jüngste Tochter des Hofraths Waldeck. Ueber den romanhaften 
Gang unserer Verbindung will ich Ihnen einmal mündlich erzählen, 
vielleicht schon nächste Michaelis; denn ich mache mir einige Hoffnung, 
Sie dann vielleicht mit meiner, dann nicht mehr Braut besuchen zu 
können. Ich kann Ihnen nichts weiter sagen, als dass sie ganz ebenso 
für mich geschaffen ist, wie meine verklärte Gattin es war, und dass 
ich jetzt ihr ganzes Vertrauen und ihre ganze Liebe besitze. 
Gestern und vorgestern ist Bessel mit seiner Schwester hier ge 
wesen. Seine Gesundheit ist jetzt sehr gut. Ich habe es sehr beklagt, 
dass die Eile seiner Beise ihm nur eine so kurze Anwesenheit erlaubte,
	        
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