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Gibers an Gauss. Bremen, 1810 August 15.
Beschäftigungen wenig gekommen bin; diese soll nun aber jetzt auch
wieder anfangen, da Buhe, Heiterkeit und häusliches Glück in so vollem
Maasse wieder zu mir zurückgekehrt sind. Ich habe angefangen, einen
für die Societät bestimmten Aufsatz über meine die Pallas betreffenden
Rechnungen zu schreiben, worin ausser den numerischen Resultaten
mein Verfahren, aus 4 Oppositionen eine Planetenbahn zu bestimmen
(eigentlich aus 4 Längen in der Bahn die elliptischen Elemente), sowie
diejenigen Abkürzungen, deren ich mich bei der Methode der kleinsten
Quadrate bediene, Ihnen vielleicht nicht ganz uninteressant sein werden.
Wäre der Termin für die Pariser Preisfrage noch 4 Monate weiter ent
fernt, so würde ich jetzt vielleicht mich noch darum bewerben; aber
so ist die Zeit zu kurz, und seit 10 Monaten fehlte es zu jeder etwas
weitläufigeren zusammenhängenden Arbeit mir durchaus an Lust und
Muth. Aber demungeachtet denke ich nun alle Theile der Methode,
nach der, wie ich glaube, die Pallasstönmgen zweckmässig berechnet
werden können, in etwa 4 oder 5 einzelnen Mémoires für die Societät
auszuarbeiten.
Nach Berlin erhielt ich im Mai den Ruf in aller Form. 1500 Thlr.
wurden mir angeboten, doch mit Minken, dass wohl noch mehr geschehen
könne, auch mit Dispensation von allem Kollegienlesen. Ohne meine
neuen Verhältnisse hätte ich den Ruf angenommen; allein jetzt bin ich
auch hier zufrieden gestellt, da mir endlich 200 Thlr. Zulage, die schon
lange versprochen waren, seit einigen Tagen wirklich ertheilt sind; auch
ist mir noch Entschädigung für Logis versprochen, bis ich dieses in
der neuen Sternwarte selbst erhalte, für welche jetzt, wie Sie wissen
werden, 200 000 Francs bestimmt sind.
La Place hat mir vor Kurzem geschrieben, dass er damit be
schäftigt sei, alle seine früheren Arbeiten über die 'Wahrscheinlichkeits
rechnung zu sammeln, und einen Traité complet über diesen Gegenstand
auszuarbeiten.
N. S. Auch meine Frau trägt mir auf, Sie herzlich zu grüssen.
No - 232 - Olbers an Gauss. [127
Bremen, 1810 August 15.
Meinen herzlichsten, besten Glückwunsch zu Ihrer vollzogenen glück
lichen Eheverbindung! Möge der Himmel Ihnen beiderseits allen den
Segen, alle die F reude schenken, die Sie beiderseits so sehr verdienen.
Ihrer liebenswürdigen Gattin, lieber Gauss, empfehlen Sie mich und
meine I rau auf’s Angelegentlichste, und bitten Sie im voraus für uns