Olbers an Gauss. Bremen, 1810 November 26.
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halb so enger Grenzen (bei 12 Oppositionen innerhalb 1") ist zum Er
staunen. — Wie genau muss dann nicht die Theorie der Erdbahn jetzt
berichtigt sein! Denn jeder Fehler in dem Orte der Sonne wird doch
bei den Oppositionen des <$ um das Doppelte, und bei den untern Kon
junktionen der Venus um mehr als das Dreifache vergrössert. Ich habe
desswegen schon Hm. y. Lindenau darauf aufmerksam machen wollen,
ob er bei seinen vielen Rechnungen über den Mars und die Venus nicht
auch s die Koefficienten der noch nicht sicher bestimmten Störungen
unserer Erde, z. B. beim Mars diejenigen, die von der Venus, und bei
der Venus diejenigen, die vom Mars abhängen, mit in Betrachtung ziehen
wolle. Allein eine solche Uebereinstimmung unter den Oppositionen
(wobei freilich wohl mehrentheils beobachtete, nicht berechnete OOerter
zu Grunde liegen werden) scheint diese Rücksichten unnütz und un-
nötliig zu machen. Auf Ihre neuen Kunstgriffe zur bequemeren An
wendung der Methode der kleinsten Quadrate bin ich sehr neugierig,
eben wie auf die Untersuchungen über die Perturbationen der Q und
Von Paris habe ich nichts gehört.
Das Aufhören der M. C. thut auch mir herzlich leid, nur hege ich
noch immer eine kleine Hoffnung, dass sie unter Ihrem, Schutz und
Ihrer Leitung, etwa nach einem Jahre schöner und kraftvoller wieder
aufleben wird. Dies ist auch Lindenau’s Wunsch. Ehe Harding nicht
von seiner Reise zurück ist, lässt sich freilich nichts anfangen. Denn
Ihnen, lieber Gatjss, wird Niemand das Mechanische bei der Redaktion,
noch jede unbedeutende langweilige Korrespondenz zumuthen wollen.
Vielleicht findet sich in Ihrer Umgebung auch noch oft ein talentvoller
junger Mann, der Manches erleichtern kann. Sie müssen nur gleichsam
alles beseelen. — Nach meiner Idee müsste dann Göttingen der Ort
werden, wohin man alles Wichtige, was in der Sternkunde und den
verwandten Theilen der Mathematik vorfiele, entdeckt oder erfunden
würde, aus ganz Europa berichtete, und durch die Monatsschrift wieder
bekannt machte. — Eine jährige Ruhe ist übrigens vielleicht gut; theils
um das Bedürfniss einer solchen Monatsschrift wieder fühlbar zu machen,
theils um die Materialien etwas anzuhäufen. Denn — gestehen muss
ich es — die Zeitverhältnisse sind jetzt ganz anders als damals, wie
die Geogr. Eph. ihren Anfang nahmen. Damals hatten Herschel’s
Entdeckungen auch unter den Nichtastronomen ein gewisses Interesse
an astronomischen Neuigkeiten erweckt, auch waren die Resultate von
La Place’s Untersuchungen zum Theil von der Art, dass man sie jedem
gebildeten Manne als wichtig und interessant vorstellen konnte. —
Jetzt scheint alles, was man durch Teleskope sehen konnte, grössten-
theils gesehen worden zu sein, ja vielleicht hat man hin und wieder
mehr gesehen, als zu sehen ist. Und auch in der Theorie ist zwar für