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Olbers an Gauss. Bremen, 1810 November 26.
den wirklichen Astronomen noch viel zu thun, zu erfahren und zu
lernen, aber der blosse Dilettant wird an den vielleicht schwerem, aber
langsamem und mehrentheils weniger glänzenden Fortschritten derselben
nur geringen Antheil nehmen. Auf ein sehr zahlreiches Publikum kann
also eine solche Monatsschrift nicht rechnen, aber auf ein hinreichendes
wird sie gewiss zu rechnen haben, wenn Sie, mein theuerster Freund,
die Oberaufsicht der Redaktion übernehmen wollen; denn kein Mathe
matiker wird sie entbehren wollen oder entbehren können.
Nun zu zwei Bitten, lieber Gauss. Die erste betrifft unsern Freund
Besser. Nach seiner ganzen Lage würde es für ihn äusserst wichtig
und vortheilhaft sein, wenn eine so ansehnliche philosophische Fakultät,
wie die Göttingische ist, bewogen werden könnte, ihm freiwillig das
Diplom eines Magisters oder Doktors der Philosophie zu schicken. Dass
er dies in eminentem Grade verdient, darüber sind wir beide gewiss
einstimmig. Sollten Sie ihm diese Ehrenbezeugung nicht verschaffen
können? — Oder glauben Sie, dass ich dazu etwa durch ein Schreiben
an Heyne mit wirken kann? Etwaige nöthige Unkosten übernehme
ich gern.
Die zweite wäre für den Deichinspektor Brandes in Eckwarden.
Wenngleich kein Bessel, doch gewiss ein sehr guter Kopf, ein sein-
guter Mathematiker und ein trefflicher Mensch. Er hat jetzt etwa
600 Thlr., zu seinem Auskommen hinreichend, aber seine Gesundheit
geht in dem ungesunden Eckwarden zu Grunde. Ich möchte so gern,
dass er eine andere seinen Talenten und Fähigkeiten entsprechende
Anstellung erhielte. Wollen Sie, mein allertheuerster Freund, nicht
dazu kräftig beizutragen suchen? Er schickt sich zum Professor der
Mathematik, zum Wasserbaumeister, Prof, der Physik, auch zum Astro
nomen, und wird gewiss jeder Stelle, wozu Sie ihn empfehlen werden.
Ehre machen.
Neulich fiel mir, da ich von ungefähr Schwenter’s „Mathematische
Erquickstunden“ durchblätterte, die ich schon von meiner Jugend her
besitze, ein Papier in die Hände, das ich wenigstens schon vor 35 Jahren
beschrieben oder vielmehr bekritzelt hatte, und das mir ganz wieder
aus dem Gedächtniss gekommen war. Nur mit Mühe konnte ich mil
den Inhalt der Zahlen und I ormeln enträthseln. Es betraf die von
Schwenter angegebene arithmetische Belustigung mit den sogenannten
Proniczahlen. Schwenter lehrt, wie man jede Zahl, die kleiner ist
als a~ -f- a, errathen kann, wenn man sie erst mit a, und dann mit
a ~b 1 dividiren, und sich die beiden Ueberreste der Division angeben
lässt. Schwenter’s \ erfahren, die Zahl zu finden, ist sehr unbequem
und weitläufig, da er zwei Multiplikationen, eine Addition und eine
beschwerliche Division gebraucht; auf dem Papier war gezeigt, dass