Olbers an Gauss. Bremen, 1810 December 19.
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Die Abhandlung, wovon ich Ihnen hier die Anzeige beilege, wird
bald gedruckt werden.
Zur Ausführung Ihres Wunsches in Betrett“ Bessel’s trage ich
natürlich gern bei, so viel ich kann; Sie scheinen aber zu glauben,
dass ich mehr dabei tliun könne, als der Fall ist. Ich stehe mit der
Fakultät als solcher, sowie mit den meisten Mitgliedern derselben in
gar keiner Verbindung, und insofern würde es sehr anmaasslich sein,
wenn ich zu Gunsten eines Astronomen eine Motion machte, zumal da
Mancher glauben mag, die Astronomen seien ohnehin schon zu viel be
günstigt. Glücklicherweise ist jetzt unser Freund Heeren Dekan der
Fakultät, mit dem ich die Sache besprochen habe, und der mir ver
sprochen hat, alles dabei zu tliun, was er kann. Dass die Fakultät
zu der Ertlieilung der Doktorwürde konsentiren würde, zog er nicht
in Zweifel; jedoch meinte er, es sei möglich, dass die Fakultät die Ein
sendung von Literis petitoriis (wie er das Ding nennt) fordern würde,
weil dies nach den Statuten und dein Herkommen geschehen müsse,
und man vielleicht bei der Jugend Bessel’s davon nicht würde abgehen
wollen. Da ich nun nicht weiss, ob Bessel dazu geneigt ist, so glaubte
ich. es sei besser, wenn Heeren, um Bessel ev. nicht zu kompromittiren,
die Proposition so lange verschöbe, bis ich darüber Ihre Meinung ein
geholt hätte. Ueber die Kosten hat Heeren mir folgendes gesagt:
der Betrag der gewöhnlichen Promotionskosten sei alles zusammen
13 Louisdor; geschehe die Promotion „honoris causaso seien 2^ Louisdor
ad pias causas zu entrichten, über welche die Fakultät nicht disponire.
Haben Sie nun die Güte, liebster Olbers, mir Ihre Meinung darüber
zu eröffnen. Wollen Sie auch an Heyne darüber schreiben, so wird
dies gewiss von guter Wirkung sein.
Bessel’s Schrift über den Kometen von 1807 ist, wie ich aus einer
Buchhändleranzeige sehe, jetzt erschienen. Ich erwarte dieselbe mit
Verlangen. Ihre schöne Abhandlung über die Kometen im November-
lieft der M. CJ) wird mich heute Abend beschäftigen.
Harding reist in 14 Tagen ab.
No. 238. Olbers an Gauss. [129
Bremen, 1810 December 19.
Wenn auch nur mit wenigen Zeilen, muss ich Ihnen meinen innig
sten Dank für Ihre so äusserst interessanten Mittheilungen, und meinen
herzlichen Glückwunsch zu dem erstaunenswürdigen Erfolg, womit Sie
x ) Bd. I, Abhandlung 6, S. 92 ff.
Sch.