464
Olbei's an Gauss. Bremen, 1811 Januar 26.
die grossen Schwierigkeiten, die sich der Bestimmung der Perturba-
tionen der Pallas entgegensetzten, besiegt haben, abstatten. Wahrlich,
eine solche Uebereinstimmung unter den 6 Oppositionen konnte man,
durfte man nicht erwarten. Wie richtig ist auch Ihr Urtheil, dass
alle übrigen Störungen dieses kleinen Planeten gegen diejenigen, die
vom 4 herrühren, ganz unbeträchtlich sind. Höchst neugierig bin ich,
wie Sie nun nach Wahrscheinlichkeit die eigentliche, doch immer un
veränderliche grosse Axe der Pallasbahn finden, und ob diese auch noch
derjenigen der Ceresbahn gleich bleibt? — Die fast unglaubliche Ab
weichung Ihrer Ephemeride von den nun bestimmten gestörten Elementen
erregt auch mein sehnliches Verlangen, die Q bald wieder aufzufinden
und ich werde gewiss auf sie zu achten suchen. Unglücklicherweise
ist die Witterung so äusserst ungünstig, und das Sternbild der Katze
geht noch sehr spät auf. Sobald sich das Wetter setzt, werde ich
indessen ein paar Nächte daran wagen.
Ich hoffe bald, vielleicht noch diese Woche, einen Anlass zu finden,
an Delambre zu schreiben, und werde, natürlich ohne Sie im geringsten
zu kompromittiren, zu erfahren suchen, ob nicht der Preistermin für
die Pallas-Perturbationen noch verlängert werden könne.
Wegen Ihrer Bemühungen in Bessel’s Angelegenheit danke ich
gehorsamst. Vor der Hand muss sie wohl auf sich beruhen bleiben,
bis ich Bessel wieder habe sondiren können.
Verzeihen Sie mein heutiges kurzes und eilfertiges Schreiben, lieber
Gauss. Wir haben heute Nachrichten aus Paris erhalten, die die Ver
einigung unseres kleinen Freistaates mit dem französischen Keich wohl
nicht mehr bezweifeln lassen. Fuimus Troes! Bei aller meiner Lebens
philosophie beugt und erschüttert mich dieser Schlag zu sehr! Sie
wissen nicht, wie sehr ich an unserer bisherigen glücklichen Verfassung
hing. Auch sind nun alle meine bisherigen Pläne für das Glück meiner
Kinder zertrümmert!
No - 239 - Olbers an Gauss. [m
Bremen, 1811 Januar 26.
Ich benutze eine sich darbietende Gelegenheit, Ihnen hier einen
von den besonderen Abdrücken meiner kleinen Abhandlung über die
Kometengefahr zuzuschicken, so wie ich sie von Hrn. v. Lindenau er
halten habe. Das zweite Exemplar bitte ich Freund Harding unter
meiner besten Empfehlung zukommen zu lassen, oder für ihn aufzuheben.
Eigentlich werden Sie an dem Abdruck dieses unbedeutenden Auf-