Full text: Wilhelm Olbers (2. Band, 1. Abtheilung)

Olbers an Gauss. Bremen, 1811 März 21. 
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gegeben sein sollende Recension des methodi peculiaris betreifend, in 
der M. C. scheinen den Hrn. Delambre sehr grämlich gemacht zu 
haben. Ueberhaupt, dünkt mich, kann Delambre es nicht wohl leiden, 
dass Andere in der sphärischen oder theoretischen Astronomie Formeln 
oder Methoden angeben, die er nicht auch schon gefunden hat, oder 
die den seinigen vorzuziehen sind. Ob er nun gleich Ihnen im Ganzen 
Gerechtigkeit widerfahren lassen muss, so ist er doch auf eine hin und 
wieder wirklich absurde Art bemüht, den grossen allgemein anerkann 
ten Werth Ihrer vielen neuen Formeln und Methoden möglichst zu 
verringern. Sie werden die Conn. gewiss ohne Aerger, aber nicht ohne 
Mitleiden und zuweilen ohne Lächeln lesen können. Seine kleinen 
Kritteleien, da er bald diese, bald jene unbedeutende Veränderung mit 
Ihren Formeln vornimmt, sind fast immer ohne allen Werth. Hie und 
da mag er ein paar Logarithmen ersparen, vielleicht immer mit Auf 
opferung anderer Bequemlichkeit, Auch gegen oder über mich, oder 
meine Formeln für die Parallaxe, si parva licet componere magnis, ist 
ein ähnlicher Aufsatz in diesem Bande. — Vordem erfreute mich jeder 
neue Band der Conn. des tems durch die vielen astronomischen Neuig 
keiten und Notizen, die er enthielt; aber Delambre’s ewige weit 
schweifige trigonometrische Rechnungen und Formeln, womit er nun 
alle Seiten anfüllt, sind höchst langweilig und uninteressant. 
Meine Zeitbestimmungen mache ich mir jetzt sehr bequem durch 
die Sternverschwindungen hinter den vertikalen Seiten des Ihnen be 
kannten Thurmes der Domkirche. Ich kenne aus vielen sonst gewon 
nenen übereinstimmenden Sonnenhöhen das Azimuth dieser vertikalen 
Seiten sehr genau, und nun brauche ich nur den log tang der Dekl. 
zu einem beständigen Logarithmus zu addiren, um sogleich den Stunden- 
winkel des verschwindenden Sternes zu haben. Natürlich habe ich mir 
schon für alle mir brauchbaren Dekl. eine kleine Tafel entworfen. Die 
Zeitbestimmungen werden sehr genau, und so besitze ich an diesem 
Thurm für die Berichtigung meiner Uhren ein Passage-Instrument, das 
sich nie verrückt, nie einer Berichtigung bedarf. Aber dem uneraclitet 
sind mir Ihre neuen Hülfstafeln 1 ) für die Gleichung des Mittags aus 
übereinstimmenden Sonnenhöhen sehr interessant, da auch ich die Un 
bequemlichkeit der gewöhnlichen Tafeln mit doppelten Eingängen oft 
gefühlt habe. 
Herr d’Artigues wird Ihnen die kleine Schrift „ Sur Vart de 
fabriquer du flintglass hon pour Voptique“ ohne Zweifel auch geschickt 
haben. Das Wichtigste hatte ich schon im Moniteur gelesen. Es ist 
q Vergl. M. C. Bd. XXIII, S.401, Apr. 1811, und Gauss’ Werke Bd. VI, S. 166: 
Tafel für die Mittagsverbesserung. Sch. 
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