Full text: Wilhelm Olbers (2. Band, 1. Abtheilung)

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Olbers an Gauss. Bremen, 1812 März 28. 
Sehr wünschte ich, dass auch deutsche Physiker die schönen Ver 
suche des nun leider schon verewigten Malus fortsetzten, aber freilich 
müssen es mathematische Physiker sein. Es ahnt mir, dass hier noch 
viel Merkwürdiges zu finden sein wird. Freilich lässt sich von Arago, 
der sich auf’s emsigste damit beschäftigt, recht viel erwarten; aber es 
ist doch immer gut, wenn ein solcher Gegenstand von Verschiedenen 
nach verschiedenen Ansichten behandelt wird. Ich habe Benzenberg 
dazu aufgefordert, allein noch scheint er keine Lust dazu zu haben. 
Freilich ist Benzenberg kein Mathematiker, aber er hat zu solchen 
Versuchen einen guten Blick, und eine Art von natürlichem mathema 
tischen Gefühl, das ihn ziemlich gut leiten wird. — Seine auch mir 
sehr widrigen arroganten Urtheile über Dinge, die er einmal nicht ver 
steht, habe ich neulich ihm etwas zu verweisen Gelegenheit gehabt. 
Er schickte mir — was meinen Sie? — einen neuen Vorschlag, Kometen 
bahnen auf’s leichteste zu berechnen, der sich seiner Meinung nach auch 
auf elliptische Bahnen anwenden liess, und also auch zu Ihrer Theoria 
einen wichtigen Beitrag geliefert hätte. Unglücklicherweise hatte aber 
Freund Benzenberg eine Gleichung, die hierbei vorkommt, als vom 
3. Grade vorausgesetzt, die, wie ich ihm zeigte, eigentlich vom 96. ist, 
und sich nur vielleicht auf den 48. Grad reduciren lässt. 
In meiner Familie hat es viel gekränkelt, und ich habe manche 
Sorgen gehabt — manche dauern noch fort. Uebrigens lebe ich so 
ziemlich auf meine alte gewohnte Weise. Bei der grossen Veränderung 
aller Dinge und Verhältnisse haben wir Aerzte doch noch den Vortheil, 
dass wir in unserer Thätigkeit und in unserm Wirkungskreise ge 
blieben sind. 1 ) 
No- 257. Olbers an Gauss. [us 
Bremen, 1812 März 28. 
Mein Sohn ist glücklich und gesund zu uns zurückgekehrt, und ich 
sage Ihnen noch tausend Dank für alle die Güte, womit Sie ihn während 
seines Aufenthalts in Göttingen überhäuft haben. Möchte ich je im 
Stande sein, Ihnen bei einer ähnlichen Gelegenheit meine Verpflich 
tungen erwidern zu können. 
Ihren Brief, mein theurer Gauss, sowie alle die mir höchst inter 
essanten annexa habe ich mit grossem Vergnügen empfangen und gelesen. 
Dass dies letztere bei der Disquisitio de elementis ellipticis Palladis mit *) 
*) Zwischen den Briefen No. 256 und 257 fehlt wieder ein Brief von Gauss an 
Olbers. g^
	        
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