Full text: Wilhelm Olbers (2. Band, 1. Abtheilung)

Olbers an Gauss. Paris, 1813 März 28. 
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E,r glaubt mit Herschel, dass die Kometen aus kleinen, schon sehr 
kondensirten Portionen der grossen weitverbreiteten Lichtnebelmaterie 
bestehen, die in die Anziehungssphäre unserer Sonne gerathen sind, 
und so von ihr gezwungen werden, hyperbolische oder elliptische Bahnen 
zu beschreiben. Der Hauptgegenstand seiner Abhandlung ist, den Ein 
wurf zu heben, warum man denn nicht merklich hyperbolische Kometen 
bahnen findet, und er sucht aus seiner Probabilitätsrechnung zu erweisen, 
keine der Kometenbahnen, deren Sonnennähe kleiner als der doppelte 
mittlere Abstand der Erde von der Sonne ist, werde eine Hyperbel 
beschreiben, die von einer Parabel merklich verschieden wäre. Er findet, 
dass man wenigstens 56 gegen 1 wetten könne, unter 100 Kometen 
bahnen werde nicht eine Hyperbel Vorkommen, deren halbe grössere 
Axe nicht über 100 sei. — Die Attraktion der Planeten und vielleicht 
der Widerstand des Aethers (la résistance des milieux éthérés) habe 
viele Kometenbahnen nach und nach in Ellipsen von kürzeren grossen 
Axen verwandelt. 
Lagrange machte gleich La Place den Einwurf, es sei noch gar 
nicht bewiesen, dass durch blosse anziehende Kräfte eine dauernde Be 
wegung entstehen könne, obgleich dies La Place auch schon vorher 
im Moniteur behauptet habe. Es kam zu einer lebhaften Debatte. 
Lagrange fand den Beweis, den La Place gleich im allgemeinen mit 
Zeichnung einer Figur zu führen suchte, nicht hinreichend. — La Place 
sagte mir nachher, er werde jenen Beweis seiner Abhandlung noch bei 
fügen, allein es ist beim Abdruck doch nicht geschehen. 
Delambre’s Abrégé d'astronomie ist ein sonderbares Ding. Von 
Ihrer ganzen Theoria ist, soviel ich sehe, gar kein Gebrauch gemacht 
worden. Auch La Place und Lagrange werden sparsam citirt. Er 
scheint einen sehr beschränkten Begriff vom Zweck der Sternkunde 
festsetzen zu wollen, wovon meiner Meinung nach doch auch nähere 
Kenntniss des grossen Weltgebäudes nicht auszuschliessen ist. Dess- 
wegen sind ihm die kleinen Planeten, die Kometen, die Sonnenflecke etc. 
sehr unbedeutende Dinge. Seine sogenannte eigenthümliche Methode, 
Kometenbahnen zu berechnen, ist wohl nur ein merkwürdiges Beispiel, 
wie sich ein sonst so einsichtsvoller Mann über seine eigenen Ideen 
täuschen kann; denn ein wunderlicheres, langweiligeres Errathen einer 
Kometenbahn giebt es wohl nicht, als was er hier empfehlen will. — 
Man scheint hier allgemein unzufrieden mit dem Buche. — Ich will 
indessen nicht leugnen, dass auch manches Gute darin vorkommt. Die 
Anordnung ist neu, und im ganzen gut. Auch hat mir die sphärische 
Trigonometrie gefallen. Es sind unglaublich viele Druckfehler darin. 
Mit dem REiCHENEACH’schen Kreise ist man noch immer ungemein 
zufrieden. Aber in diesen Tagen ist hier ein Hr. Hassler, ein Schweizer 
Olbers. II. 33
	        
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