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Gauss an Olbers. Göttingen, 1813 April 8.
als eine Vorlesung bei hiesiger Societät gedruckt; noch habe ich aber
selbst kein Exemplar, ich werde Ihnen künftig, sobald sich Gelegenheit
findet, eines zustellen. Inzwischen steht ein zwar kurzer, aber alles
Wesentliche enthaltender Auszug in No. 55 unserer Gel. Anz., welche,
wie ich höre, jetzt regelmässig nach Bremen gehen.
Mit den Patestörungen bin ich ziemlich vorgerückt; es fehlt jetzt
nur noch ein Element, die Epoche. Beim Perihel sind (vom 4 her
rührend) 183 Gleichungen, die über 0,1" betragen. Wenn die Epoche
auch beseitigt ist, unternehme ich vielleicht noch wenigstens eine Probe
von Tafeln; 800 Gleichungen schrecken freilich ab, aber der Umstand
7^ = 184 (quam proxime) erlaubt eine grosse Abkürzung. Inzwischen
beendigt Hr. Nicolai wohl die Störungen durch t), und vielleicht unter
nimmt ein anderer sehr geschickter Schüler von mir, Hr. Encke, die
Störungen durch Erlaubt es Ihre Zeit, so helfen Sie doch auch
nächstens die £ aufsuchen.
Das Interessanteste, was ich Ihnen von der Göttingischen Astronomie
melden kann, ist die Acquisition von zwei BEicHENBACH’schen Instru
menten, einem 12 zölligen Kreise und einem 8 zölligen Theodolithen. Sie
kennen den Pariser 3füssigen Kreis, also brauche ich Ihnen nicht zu
sagen, dass dies wahre Wunderwerke sind. Der Kreis (Preis 830 Gulden)
ist Ende Nov., der Theodolith (Preis 400 Gulden) medio Jan. angekommen.
Aber ausser der Messung einiger terrestrischen Winkel habe ich mit
dem Kreis vor der Mitte März nicht beobachten können. Zuerst war
auf dem Transport das Hauptniveau beschädigt, und Keichenbach
musste erst ein anderes schicken. Dann fand sich, dass unsere Stern
warte nirgends fest genug war für das delikate Instrument, und ich
musste erst ein besonderes Fundament aufführen lassen, wo ich indessen
nur den nördlichen Meridian beherrsche. Schlechtes Wetter machte
dann neue Verzögerung, und dann musste Harding sich erst einige
l ebung im Einstellen des Niveaus erwerben. Seit einigen Wochen habe
ich nun aber einige schöne Beobb. gemacht. In 5 Nächten habe ich
den Polarstern in der unteren Kulmination beobachtet. Hier die Resul
tate für die Polhöhe:
März 20.
51° 3P 54,86"
10
Beobb.
22
51° 31' 55,74"
18
Mittel aus 82
„ 26.
51° 31' 57,40"
18
55
Beobb.
„ 31.
51° 31' 56,25"
18
55
51° 31'56,25
April 3.
51° 31' 56,39"
18
Hierbei war Distanz des Polarsterns vom Nordpol 1812 = 1° 4P 41,74"
vorausgesetzt. Ihre mir wie gerufen mitgetheilte Angabe ist aber