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Gauss an Olbers. Göttingen, 1813 Juli 25.
Komet einige Abende mit blossen Aug-en gut sichtbar; Harding’s Meridian -
beobb. scheinen aber nicht sonderlich zu sein, welches eben nicht zu
verwundern ist, da er kaum die mindeste Beleuchtung vertrug.
Auf die neue Bearbeitung Ihrer Methode, die Kometen zu berech
nen, bin ich sehr begierig; wie mancherlei Vortheile und Abkürzungen
müssen Sie bei Ihren vielfachen Anwendungen gesammelt haben. Er
lauben Sie mir, Ihnen auch einen kleinen Zusatz mitzutheilen, den ich
in die bequemste Form erst bei Gelegenheit des letzten Kometen ge
bracht habe.
Sie berechnen die Radios Vectores und die Chorde durch drei For
meln von der Gestalt &q' -b Hq q'), wozu neun Koefficienten
nöthig sind. Diejenigen drei, welche sich auf die Chorde beziehen, be
rechnen Sie abhängig von den sechs andern. Dies bringt die Notli-
wendigkeit hervor, bei allen diesen Rechnungen Logarithmen wenigstens
mit 6 Decimalen zu gebrauchen (weil jene Koefficienten für die Chorde
durch Abziehen von Grössen gebildet werden, die nicht sehr ungleich
sind). Die numerischen Versuche, bis man einen Werth von o' findet,
durch den die Zwischenzeit dargestellt wird, sind mir auch immer etwas
bequemer gewesen, wenn ich jene Ausdrücke in eine solche Form ge
bracht hatte: c V[(e' -f- a)* -f- & 2 ], wo die Einführung eines Hülfswinkels,
den man gar nicht selbst niederschreibt, sondern sogleich von seiner
Tangente auf Sinus oder Cosinus übergeht, eine bekannte Erleichterung
giebt. Diese Transformation jener drei Formeln habe ich schon seit
vielen Jahren angewandt, ohne sie eben für eine absolute Erleichterung
zu halten, denn es kommt hierbei auf viel Gewöhnung an. Was ich
nun aber erst neulich anwandte, ist eine Entwickelung dieser neuen
Form, ohne erst vorher jene neun Koefficienten bestimmt zu haben. Das
Schema meiner Rechnung ist folgendes: 1 )
O, O' erste und letzte Länge der O
R, R' Abstände der © von der S
a, a Geocentr. Längen des Kometen
ß, ß' Geocentr. Breiten des Kometen
M wie bei Ihnen.
I. Ich bestimme g und G durch die Gleichungen:
R' cos (O' — O) — R = g cos (G — O)
R' sin (O' — O) = g sin (G — 0)
II. Ebenso H, h und C aus
M~ cos («' ~a) =h cos C • cos (H— «')
sin (a! — a) =h cos c. sin (H — a!)
M tang ff — tang ß = h sin £
l ) VergJ. Gauss’ Werke Bd. VI, S. 29 ff.
Sch.