Full text: Wilhelm Olbers (2. Band, 1. Abtheilung)

Olbers an Gauss. Bremen, 1813 August 13. 
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gerade auf einen i ag abwesend sei, weil ich noch eine kleine Tour zu 
einigen sich auf dem Lande befindlichen Kranken zu machen habe. 
Ihr Rechnungsschema einer Kometenbahn ist ganz vortrefflich. Ich 
hoffe, Sie erlauben mir, es bekannt zu machen. Sehr analoge Formeln, 
die (liorde unabhängig von den beiden radiis vectoribus zu berechnen, 
habe ich mir auch auf gesucht und zuweilen gebraucht. Den Gleichungen 
Z= VF+Gq + Hq- eine Form wie cV(q — a) 2 -f zu geben, ist 
mir wohl beigefallen; ich habe aber keinen grossen Vortheil darin zu 
finden geglaubt. Bei den ersten Versuchen setze ich nämlich gewöhn 
lich £> = 1, Q = 9 —i u. s. w. Mit diesen einfachen Brüchen wird 
die erste Form ohne Logarithmen sehr bequem berechnet, da ich die 
W urzeln nur bis auf zwei Decimalstellen ausziehe, und doch komme 
ich der Wahrheit so auf die Spur, dass ich nachmals nur zwei Hypo 
thesen für q nöthig habe, um den genauen Werth durch Interpolation 
zu finden. Ich rechne also nur zweimal mit Logarithmen, und dann 
ist es die Frage, ob es sich der Mühe verlohnt, jene Verwandlung vor 
zunehmen. Ich will sie indessen mit angeben. — Aber ganz etwas 
anderes ist es, wenn man, wie in Ihrem Rechnungsschema, unmittelbar 
auf Formen, so bequem mit Logarithmen zu berechnen, kommen kann. 
Ihre Bemerkung über die Neigungen der Kometenbahnen hat mich 
sehr frappirt. Allerdings sehe ich nun, haben Lambert, Struyck, 
Pingre und La Place sehr gefehlt, daraus, dass Neigungen von jeder 
Grösse gleich oft Vorkommen, schliessen zu wollen, dass keine Beziehung 
der Kometenbahnen auf die Ekliptik oder eine andere von ihr wenig 
verschiedene Ebene stattfinde. Aber, lieber Gauss, wenngleich dieser 
Grund unhaltbar ist, so möchte die Sache selbst doch wahr bleiben. 
Es scheint mir nämlich, dass die Kometen mit kleinen Neigungen weit 
mehr in die Sphäre ihrer möglichen Sichtbarkeit von der Erde kommen, 
als die mit grosser Neigung, zumal, da wir Kometen mit starken süd 
lichen Dekl. noch immer leider unter die nicht sichtbaren rechnen 
müssen, weil auf der Südseite unserer Erdkugel nicht regelmässig be 
obachtet wird. Es könnte also, meine ich, die unverhältnissmässige 
Menge der Kometen mit kleinen Neigungen bloss daher rühren, dass 
diese in grösserer Menge von uns gesehen und aufgefunden werden. 
Ich hoffe, Sie haben meinen Brief mit den Dekl. von Pond erhalten, 
ob Sie gleich desselben nicht erwähnen, und er doch schon am 25. Juli 
längst in Ihren Händen sein musste. 
Die wichtige Nachricht, dass Wisniewsky doch unsern grossen 
Kometen von 1811 noch vom 19. Juli bis zum 5. Aug. wieder gesehen 
und beobachtet hat, die mir unser prächtiger Bessel meldet, werden 
Sie gewiss schon mit mehreren Umständen kennen. Ich bin äusserst 
begierig darauf, die Details zu erfahren. 
Olbers TI. 
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