Full text: Wilhelm Olbers (2. Band, 1. Abtheilung)

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Olbers an Gauss. Bremen, 1814 Februar 26. 
No. 276. Olbers an Gauss. [ise 
Bremen, 1814 Februar 26. 
Keclit vielen Dank für Ihr liebes Brieflein vom 20. Jan., und für 
die mir so angenehme Nachricht von Ihrem und meiner liebenswürdigen 
Frau Gevatterin, mein kleines Pathchen mit eingeschlossen, erwünschtem 
Wohlergehen. Ich verlange sehr, letzteres bald einmal zu sehen. — 
Meine Gesundheit ist erträglich. Aber die unglückliche Lage meines 
Sohnes, der noch immer in Hamburg eingeschlossen ist, macht mich 
missmuthig. — AVie lange werden wir noch an den Folgen der fran 
zösischen Okkupation zu leiden haben! 
Dass Lindenau auf eine so ehrenvolle Art mit ins Feld gezogen, 
erfuhr ich zuerst aus Ihrem Briefe. Hrn. Encke hoffe ich dieser Tage 
zu sehen, da die Hamburger Hanseaten liier durchziehen, und werde 
ihn auffordern, sich sogleich an Sie zu wenden. 
Ich glaube nicht, dass Matsko eine eigene Dissertation über die 
Lage von Cassel geschrieben hat. Auch in meiner, wie Sie wissen, 
ziemlich beträchtlichen Sammlung kleiner astronomischen Schriften finden 
sich nur die beiden Programme, deren Hr. Gerling in der M. C. er 
wähnt. — Eine für die Geschichte der Mathematik wichtige Abhand 
lung Matsko’s über die sogenannte Prostaphäresis beim trigonometrischen 
Kalkül fehlt mir. Gern würde ich die Auslage vergüten, wenn diese 
etwa in Cassel oder Göttingen noch aufzutreiben wäre. 
Sollte die Nachricht oder Anfrage über die Sonnenfinsterniss von 
1239 von Hrn. v. Zach selbst sein, so macht sie ihm. da er doch ein 
belesener, gelehrter Astronom sein will, wenig Ehre. — Mir fällt dies 
nur ein, weil jene Nachricht unmittelbar dem GERLiNG’schen Briefe im 
Oktoberheft der M. C. vorgeht. 
Mit den Solstitien ist es doch eine eigene Sache, ob ich gleich 
noch immer zu glauben geneigt bin, dass die Winter- und Sommer 
schiefe der Ekliptik gleich sei. Noch weniger glaube ich mit Lindenau 
an eine Verschiedenheit der südlichen und nördlichen Neigungen der 
Planetenbahnen, unabhängig von den Perturbationen. Die verschiedene 
Temperatur einzelner Theile unserer Messinstrumente wird, fürchte ich, 
immer, vorzüglich den OBeobb., Grenzen setzen. — In Paris konnte 
man mit den OBeobb. bei dem KEiCHENBACH’schen Kreise anfangs gar 
nicht zurecht kommen, bis man alle Strahlen, die nicht aufs Objektiv 
fielen, möglichst abhielt. Aber lässt sich wohl alle partikuläre Erwär 
mung einzelner Theile des Instruments gänzlich vermeiden? 
Mit den von Beichenbach projektirten grossen Achromaten hat es, 
wie ich aus einer zuverlässigen Quelle höre, bisher noch nicht den er-
	        
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