Full text: Wilhelm Olbers (2. Band, 1. Abtheilung)

Olbers an Gauss. Bremen, 1814 Februar 26. 53Q 
wünschten F ortgang-. Grosse Stücke Flintglas sollen noch selten in 
dortiger Fabrik blasenfrei sein. 
Auf Ihre Abhandlung, lieber Gauss, über die Berechnung der 
Kometen, deren Inhalt ich aus den Gel. Am. kenne, bin ich sehr be 
gierig, wenn Sie mir gleich schon einen wesentlichen Theil derselben 
mitgetheilt haben. Ich hoffe, Sie schicken mir, sobald sie herauskommt, 
einen besonderen Abdruck. Auf den Vortheil bei Rechnungen, den 
Logarithmen der Summe oder des Unterschiedes zweier Grössen un 
mittelbar aus ihren Logarithmen zu Anden, haben Sie mich zuerst bei 
Ihrem letzten Hiersein aufmerksam gemacht. Seitdem habe ich mich 
dieses Vortheils vielfältig bedient und nach einiger Uebung eine be 
sondere 1 afel dazu nicht sehr vermisst, sondern mit den gewöhnlichen 
CALLET’schen logar. -trigon. Tafeln ausgereicht. Ich setze sogleich das 
Komplement des grösseren Log. unter den kleineren, und nehme un 
mittelbar statt der Summe die halbe Summe von beiden. Dies ist. 
wenn der Log. der Summe beider Grössen zu suchen ist, der log tangens, 
ist der Log. der Differenz zu suchen, der log sinus eines Winkels, 
dessen verdoppelter log cosinus im ersten Fall subtrahirt, im andern 
addirt wird. Ihre Tafeln ersparen freilich dies Halbiren und Dupli- 
ciren; allein solange ich sie nicht meinen gewöhnlichen trigonometrisch- 
logarithmischen Tafeln beigebunden habe, wird mir — das Blättern 
müssen in einem anderen Buche — jene Ersparung, meine ich. grössten- 
theils wieder kompensiren. — Ganz vorzüglich wird durch diesen 
Kunstgriff die Berechnung meiner Formeln für die Parallaxe erleich 
tert, wo die eine Grösse mehrentheils gegen die andere sehr klein ist, 
also die Proportionaltheile aus den Tafeln sich um so leichter nehmen 
lassen. 
Am 4. Febr. war es hier trübe. Ich hatte mir sonst vorgenommen, 
an diesem Tage auf ein Phänomen aufmerksam zu sein, auf das man, 
soviel ich weiss, noch nie Acht gegeben hat. Der Vollmond ging 
nämlich an diesem Tage zwar nicht durch den Schatten, aber durch 
den Halbschatten der Erde, und ich war neugierig zu sehen, ob sich 
dies nicht am Monde bemerken lassen würde, obgleich die partiale 
Sonnenfinsterniss im Monde nirgend 6 Zoll völlig erreichte. An sich 
ist diese Erscheinung freilich ohne allen astronomischen Nutzen; aber 
mich wundert doch, dass sie noch nie wahrgenommen, wenn auch nur 
zufällig wahrgenommen ist. Die Verdunkelung des einen Mondrandes 
muss, wenn dieser sich tiefer in den Halbschatten senkt, sehr beträcht 
lich sein. 
Wissen Sie keinen Rath, lieber Gauss, wie wir nun die langjährige 
Arbeit unseres Bessel, den vortrefflichen Bradley sehen Fixstern- 
Katalog, gedruckt und verlegt erhalten? Ich fürchte, in jetzigen Zeiten
	        
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