Full text: Wilhelm Olbers (2. Band, 1. Abtheilung)

Gauss an Olbers. Göttingen, 1814 Juni 20. 
551 
sehr geschickter Schüler von mir, Hr. Möbius, ist nach Leipzig zurück- 
gekehrt, vielleicht reflektirt man auf ihn, wenn es wahr ist, dass Moll 
weide (der zum praktischen Astronomen gar nicht passt) die Astronomie 
abgiebt, um für den verstorbenen Prasse die Kanzel der Mathematik 
zu übernehmen. \ on Hrn. Encke, welchen Pasquich so gern zum Ad 
junkt haben will, habe ich noch immer keine Nachricht. 
Sollten Sie, liebster Olbers, es gar nicht möglich machen können, 
diesen Sommer einmal nach G[öttingen] zu kommen, so komme ich viel 
leicht, wenn es thunlich ist, in den Michaelisferien nach Bremen. 
Viele herzliche Grüsse an Ihren Sohn und Ihre ganze Familie. 
b T o. 28i. Gauss an Olbers. [m 
Göttingen, 1814 Juni 20. 
Da die Nachricht über Hrn. v. Lindenau, die ich Ihnen neulich 
mittheilte, Sie gewiss auch sehr beunruhigt haben wird, so eile ich. 
Ihnen das Nähere (darüber), was ich in diesem Augenblick aus Gotha 
darüber erfahre, zu berichten. Er ist jetzt Gottlob ausser Gefahr. 
Nach einem eigenhändigen Briefe von ihm an Nicolai (vom 5. Juni) 
hofft er noch um die Mitte des Juli wieder auf dem Seeberg zu sein. 
Das Duell, worin er durch eine Kugel verwundet wurde, hatte zwischen 
ihm und einem andern sächsischen Officier vom Generalstab des Her 
zogs von Weimar in Paris statt, die Kugel traf seine rechte Hüfte 
und blieb zwischen der Harnröhre und dem Afterdarm stecken. Eine 
glückliche Operation, die f Stunden dauerte, brachte sie indessen heraus. 
L[indenau] hat ausserordentlich gelitten, befand sich aber zuletzt leid 
lich, dachte bald die Königl. Sternwarte zu beziehen, um dort in freund 
lichen Umgebungen seine völlige Wiederherstellung abzuwarten. 
Das ernstliche Beobachten der Sonnenflecken werde ich doch wohl 
verschieben müssen, bis ich das parallaktische Stativ erhalten habe. 
Am Mauerquadranten ist nichts Würdiges zu machen. Den vorige Woche 
oft von mir beobachteten kleinen Flecken konnte ich mit dem elenden 
Fernrohr des Quadranten gar nicht sehen, auch ist die Zeit immer zu 
kurz, um während des Durchgangs die beiden Ränder und den Flecken 
mit gehöriger Genauigkeit zu beobachten. Es ist wahr, dass ich den 
Kreis auf mehr als eine Art zu Deklinationsbestimmungen gebrauchen 
könnte; allein Beobb. und Rechnungen rauben dabei gar zu viele Zeit, 
und doch kann das Resultat bei weitem nicht den Grad von Genauig 
keit haben, den das Heliometer giebt. Gestern ist wieder ein neuer
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.