Full text: Wilhelm Olbers (2. Band, 1. Abtheilung)

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Gauss an Olbers. Gottingen, 1814 Juli 7. 
denke icli die Dekl. künftig noch auf eine andere Art zu bestimmen. 
Ich gebe den Objektiven eine solche Stellung, dass ihre Bewegung in 
der Richtung eines Stundenkreises geschieht (wie es auch bei einem 
Faden wird sein müssen), entferne sie ungefähr um den Deklinations- 
Unterschied und bediene mich dann des Feldes als Kreismikrometer. 
Da ich sodann die beiden Objekte sehr nahe an einem Rande durch 
gehen lassen kann, so erhalte ich, wie Sie wissen, den Deklinations 
unterschied, oder vielmehr die Korrektion dessen, was das Heliometer 
unmittelbar angiebt, mit grosser Schärfe. — Von Doppelsternen habe 
ich nur einen, ß Scorpii, erst einmal beobachtet, ich fand den Abstand 
13,6". Auf dem elenden wackligen Stativ, auf welches ich einstweilen 
das Heliometer habe legen müssen, ist erstlich das Auffinden der Sterne 
äusserst mühsam, mit den stärkeren Vergrösserungen ganz unmöglich. 
Man muss also immer wechseln; das genaue Einstellen des Okulars 
fürs Auge und selbst das Stellen der Objektive sehr schwer, weil das 
stark federnde Stativ immer nach jeder Manipulation erst spät zu 
oscilliren auf hört; während der Zeit geht der Stern vielleicht aus dem 
Felde, und wird mitunter ganz verloren, bis er mit der schwachen Ver- 
grösserung mühsam wiedergefunden wird. Durch diese Schwierigkeiten 
bin ich der nächtlichen Beobb., die dann noch dazu bei dem betrübten 
Wetter alle Augenblicke unterbrochen wurden, ziemlich überdrüssig ge 
worden; doch will ich nächstens noch den Saturn zu beobachten anfangen. 
Sobald ich das feste parallaktische Stativ habe, werden diese Hinder 
nisse alle von selbst wegfallen, und dann werde ich auch am Tage die 
Venus etc. beobachten können. 
Dass ich bei meiner Aeusserung, ich habe noch kein Dollond- 
sches Heliometer gesehen, dasjenige ignorirte, dessen Sie erwähnen, 
und das allerdings nebst anderen meistens unbrauchbaren Sachen nach 
Kästner’s Tode für die Sternwarte angekauft ist, hat seinen Grund 
darin, weil dasselbe weder von Dollond ist (sondern von Baumann), 
noch auch die DoLLOND’sche Einrichtung hat (sondern die BouGUER’sche). 
Sie können aus der Probe, die Kästner davon giebt, sehen, dass dieser 
damit auf 11" falsch gemessen hat, dass also dies unbehülfliehe Ding 
kaum so viel leistet, wie ein guter Spiegelsextant. Jene Aeusserung 
von mir bezog sich nur darauf, dass ich nicht wüsste, wie Dollond 
nach Erfindung der achromatischen Gläser seine Heliometer eingerichtet 
hat. In den Aufsätzen, die dieser Künstler zuerst vor Erfindung der 
achromatischen Gläser über seine Erfindung in den Phil. Trans, gab, 
spricht er von einer 3fachen Einrichtung, 1. ein zerschnittenes Objektiv 
allein, 2. ein solches von langer Brennweite vor einem ganzen dito von 
kürzerer, 3. ein solches vor einem Spiegelteleskop. Die FRAUNHOFER’sche 
Einrichtung, ein zerschnittenes achromatisches Objektiv allein anzu-
	        
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