Olbers an Gauss. Pyrmont, 1814 Juli 11.
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erheitei t v ii d. I lass Sie die Bestellung' des Heliometers g'ütig’st über
nehmen vollen, freut mich ungemein; aber ich bitte, setzen Sie ein
wenig Eile in die Fertigung. Ein ganzes Jahr’zu warten, ist in meinem
Alter viel zu lang; wer weiss, ob ich nach einem Jahr noch beobachten
kann. Ich eile, Ihre I ragen zu beantworten. Eine Beleuchtung, einen
Nonius für die Rotation des Objektivs verlange ich nicht, und möchte
überhaupt das Instrument nicht komplicirter haben, als es, seinen Zweck
zu erfüllen, nothwendig sein muss. Selbst ein künstlicheres, parallak
tisches, vielleicht gar ein Aequatoreal nachahmendes Fussgestell
wünsche ich nicht. Es würde mir unbrauchbar sein, da ich das In
strument nicht auf einer bestimmten Stelle ruhig stehen lassen kann,
sondern es jedesmal nach einer Beob. und oft während derselben ver
setzen muss. Mir wird ein Fussgestell genügen, wodurch ich sicher
und bequem mit diesem Werkzeuge Distanzen messen kann. Wie
Hr. Reichenbach es einrichten will, überlasse ich gern seinen Ein
sichten. — Deklinationsunterschiede denke ich bei Nacht nicht zu
messen. Bei der O denke ich, die Richtung der Bewegung der Objektiv
gläser ungefähr in einen Deklinationskreis zu bringen, alsdann den
Sonnenrand des einen Bildes und den Flecken des andern Bildes dem
Aequatorealfaden folgen zu lassen, und zu bemerken, wie viel der Flecken
des einen Sonnenbildes früher oder später den Stundenfaden passirt,
als der des andern. Dadurch werde ich die etwa übrig gebliebene
Neigung der Richtung der Distanzen der Objektive mit hinreichender
Genauigkeit kennen lernen, um den wahren Deklinationsunterschied zu
finden. — Doch ich kann eigentlich noch nicht von dem Gebrauch
eines Werkzeuges sprechen, das ich so wenig kenne. Dies wird sich
alles schon näher ergeben, wenn ich nur erst Besitzer davon bin.
Das, was ich von Delambre anführte, war aus seinem Abrégé.
Ich höre, dass die grössere Astronomie heraus ist, aber gesehen habe
ich sie noch nicht.
TJranus wird um so mehr die überschiessenden 24 Tage bei der
Anomalie der Periode des Kometen von 1759 in dieser letzten Er
scheinung auf sich nehmen können, da Clairaut, meine ich, die Wir
kung der Perturbationen für die Periode von 1607—1682 zu klein
findet, wie er sie diesmal zu gross gefunden hat. Die unmittelbare
Einwirkung des Uranus auf den Kometen wird wohl nur klein sein;
ungleich beträchtlicher die mittelbare durch die Sonne.
Ueber Lindenatj’s Besserung freue ich mich sehr. Sollte die M. C.
nicht mit dem neuen Jahr wieder auf leben?
Haben Sie schon die 4. Edition von La Place’s Exposition du
Systeme du Monde? Ich habe sie noch nicht gesehen, und bin doch sehr
begierig, die vielen neuen Ideen, die gewiss darin enthalten sind, kennen