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Gauss an Olbers. Göttingen, 1815 Januar 13.
nahe, weil Kkamp zur noch weiteren Vereinfachung ein paar Glieder
wegwirft. Nun findet Kramp in seinem Beispiele
PQ’ _P' Q = 0,213 354 7
FQ" — P"Q'= 0,249 591 8
PQ"— P" Q = 0,461 441 1
sollte sein = 0.462 946 5
Dieser Unterschied ist nun allerdings sehr gross, und ein anderer
als Kramp würde daraus schliessen, dass entweder Fehler in der Rech
nung stattgefunden haben, oder dass die eben erwähnten Weglassungen
bedenklich sind. Ich habe keine Lust, seine Rechnungen nachzurechnen,
und spreche hier auch nicht sow r ohl von dem Unterschiede selbst, als von
Kramp's Mangel an Urtheil, indem er sagt: la somme des deux premières
est presque rigoureusement égale à la troisième. Dass Kramp seine
gefundenen Elemente, die übrigens zum Theil ungeheuer von den be
kannten abweichen, (z. B. er hat & = 91° 19' 37" (Méchain 77° 23');
kleinster Abstand 1,048 364 (Méchain 0.961)) an den Beobb. wieder
prüfen sollte, daran ist kein Gedanke; er hält es sogar nicht einmal
für nöthig, die Rechnung zu Ende zu führen, und giebt weder Länge
des Perihels noch Durchgangszeit, nicht einmal zu erwähnen, dass die
Erdbahn bei der ganzen Rechnung als Kreisbahn angenommen ist.
Und dieser Mann glaubt uns zu belehren, dass wir bisher alle im
Irrthum waren, und dass die Kometenbahnen gewiss Hyperbeln sind.
II. Die analytische Ausführung. AYie ungeschickt diese sei, mögen
Sie schon aus der Vernachlässigung der Excentricität der Erdbahn
schliessen, wozu durchaus keine NothWendigkeit gewesen wäre. Kramp
denkt künftig die Elemente in Reihen zu entwickeln, die nach Potenzen
der Excentricität der Erdbahn fortgehen sollen, und wovon seine gegen
wärtige Untersuchung die ersten Glieder gebe. Welche Thorheit!
Seine unbekannte Grösse ist Länge des Knotens, für deren Tangente
er eine Gleichung des dritten Grades findet, die ohne die oben erwähn
ten Weglassungen biquadratiscli gewiesen wäre. Allein eine geschick
tere Behandlung hätte nur eine Gleichung des ersten Grades geben
müssen, v r ie Sie aus dem Folgenden sehen werden.
III. Der Geist der ganzen Methode. Ich muss das harte Urtheil
hier aussprechen, es fehlt Kramp gänzlich an Einsicht in die Sache
selbst, an der lebendigen Anschauung, wodurch der Analyst erst die
Herrschaft über seine Ideen erhält, und die er wohl unter dem Kleide
der analytischen Entwicklungen verhüllen mag, die ihm selbst aber
durchaus nicht fehlen darf, v r enn er nicht das Schauspiel eines blinden
Würflers mit Zeichen geben will. Das Letztere ist Kramp’s Fall.
A\ arum fragte er sich nicht erst, warum machte er sich selbst nicht
klar, was denn seine équation essentielle eigentlich für einen Sinn habe?