Full text: Wilhelm Olbers (2. Band, 1. Abtheilung)

Olbers an Gauss. Bremen, 1815 Januar 25. 
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Hier ist nun P seiner Natur nach immer positiv, und man darf 
also nur nachsehen, ob das, was rechter Hand steht, positiv oder negativ 
ist, um zu wissen, ob r" kleiner oder grösser ist als R". Setzt man 
nun im ersten Fall Vr' + r" = V 1,5. im andern =V2,5, so wird man 
gleich für o oder u einen Werth finden, der höchstens um £ oder | von 
der Wahrheit verschieden ist. Es ist klar, dass man höchstens die 
log sin {o." — a) und (a" — a”) hinzuschreiben braucht, um alles gleich 
beurtheilen zu können. 
Für die Relation von Kramp s unglücklichen Versuchen bin ich 
Ihnen sehr verbunden. Hessel muss die Abhandlung zu flüchtig an 
gesehen haben. Kramp liest, wie mir Benzenberg erzählt, gar nichts. 
Bessel hat ihn auf Ihre Theoria verwiesen. 
Das Sonderbare in der Beob. der Winterschiefe ist mir noch immer 
ganz unerklärbar. Bessel findet diesmal die Winterschiefe aus 12 vor 
trefflich stimmenden Beobb. 23° 27'47,04", die Sommerschiefe hatte er 
gefunden 23° 27'47,71". Beide nämlich auf den 1. Jan. 1815 reducirt. 
Die Uebereinstimmung beider Schiefen wird noch grösser, schreibt mir 
Besser, wenn ich die Polhöhe, wie ich Ursache zu vermuthen habe, noch 
um \ Sekunde vermindern muss. 1 ) 
Auch Pond findet jetzt, wie Sie wissen, Winter- und Sommerschiefe 
übereinstimmend. — Weiss denn Linden au nicht, wie Zach sich dies 
Räthsel löst? Denn es ist doch klar, dass auch Zach die Winterschiefe 
der Sommerschiefe gleich hält. — Ich kenne die Beobb. mit Multipli 
kationskreisen zu wenig, um zu wissen, ob es möglich ist, dass z. B. 
Ihr Kreis alle Höhen um 2,7" zu gross gebe, Dies würde sonst den 
ganzen Kontrast auflösen. Aber warum sollten gerade alle Mul 
tiplikationskreise die Höhen zu gross geben; denn fast noch mit allen 
hat man die Winterschiefe kleiner gefunden, als die Sommerschiefe, - 
Bessel’s Bestimmung weicht von Pond —1,68", von Piazzi +0,25", 
von Maskelyne — 0,98" ab. 
Hat sich der Kontrast, da die /Stimmstörungen die nach Ihrer 
letzten Mittheilung wieder so vortreffliche Harmonie unter den Pallas- 
Oppositionen bei etwas vermehrter i Masse zu verwirren scheinen, auf 
geklärt? — Ich hoffe doch, lieber Gauss, Sie werden Ihre Methode 
dem Pariser Institut mittheilen. Nur Ihretwegen hat man den Preis 
so lange offen gelassen. Von Paris höre ich jetzt nichts. 
Ich verkenne den grossen Vortheil Ihrer Tafel für Logarithmen von 
Summen und Unterschieden zweier nur in Logarithmen gegebenen Grössen 
gar nicht; aber besonders gross ist der Vortheil für einen Rechner wie 
J ) Vergl. Brief von Bessel an Olbers. Königsberg, 1815 Jan. 20; Briefwechsel 
No. 221. Sch.
	        
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