Gauss an Olbers. Göttingen, 1815 Juni 5.
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erhalten werden. Sie verzeihen, dass ich Urnen wegen Ihres Wunsches,
den Harding sehen Kometensucher betreffend, noch nicht geantwortet
habe. Derjenige, auf dessen Verlangen ich ihn verschrieb, ist noch
immer nicht von seiner Reise zurück, und Harding weiss noch nichts
davon. Ich erwarte jenes Rückkunft von einem Tage zum andern,
indessen zweifle ich doch kaum, dass der Kometensucher für Harding’s
(welcher vollkommen weitsichtig ist) Auge passen wird. Der Preis
eines achromatischen Kometensuchers ist 85 Gulden.
Die Vereitlung unserer Frühlingsreise war mir doppelt schmerz
haft, da die Schuld davon bloss an der unzeitigen Aengstlichkeit des
Gothaischen Ministeriums gelegen hatte. Es würde mir insofern leid
thun, wenn Lindenau die Reise nach Bremen im Laufe dieses Sommers
ausführen wollte, als ich dann meiner Vorlesungen wegen nicht würde
TI teil daran nehmen können. Indessen nach dem, was mir Nicolai,
der vor einigen Wochen hier war, mündlich sagte, scheint Lindenau
die Idee, am Feldzuge abermals theilzunehmen, noch nicht ganz auf
gegeben zu haben.
Es hat mir viel Vergnügen gemacht, durch Lindenau ein Exemplar
von Piazzi’s neuem Kataloge zu erhalten. Wahrscheinlich ist Ihr Exem
plar jetzt auch schon in Ihren Händen.
No. 3oo. Gauss an Olbers. [132
Göttingen, 1815 Juni 5.
Soeben erhalte ich Hrn. Fraunhoeer’s Antwort; ich eile, Ihnen
daraus mitzutheilen, was Ihr Heliometer betrifft:
Das Heliometer für Hrn. Dr. Olbers ist sehr nahe fertig; allein
das Stativ ist erst bis zur Hälfte vollendet; ich hoffe aber doch, es
in 6 Wochen absenden zu können. Meinem Versprechen gemäss
sollte dieses Stativ lange schon geliefert sein; allein unsere Anstalt
fühlt zu sehr noch in Hinsicht auf die Menge der Erzeugnisse die
Folgen der drei letzten Militärkonskriptionen, und hat überdies noch
den baldigen Verlust noch einiger Arbeiter zu fürchten. Der Ver
lust kann immer nur nach Jahren ersetzt werden, weil man sich
die Arbeiter selbst bilden muss. Unsere für Künste und Wissenschaft
oft verschwenderische Regierung nimmt an dem Fortkommen dieser
Anstalt keinen Antheil und duldet nicht, dass das, was für Institute
von nicht grösserer Wichtigkeit in Bayern gilt, auch nur zum Theil
auf dieses angewandt wird. Durch Hindernisse solcher Art wird bei
verdoppelter Anstrengung nicht die Hälfte erzeugt, und sie machen
oft das Geschäft unangenehm etc. etc.
Olbers. II.
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