Olbers an Gauss. Bremen, 1816 März 1. und 7.
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übrige ausgefüllt werden, so dass sie zusammen etwas über 4000 Glieder
enthalten wird. Die Differenz 348,58" ist das Maximum. Ich habe
diese Tafel schon im vorigen Jahre bei Ihrem Kometen mit Vortheil
angewandt.
Auf die Preisschrift der D Ue Sophie Germain bin ich sehr begierig.
Nicolai’s Anstellung in Mannheim ist nunmehr gewiss. Ein ausser
ordentlicher Glücksstern begünstigt diesen jungen Mann. Seine Be
dingungen sind bei weitem besser als die, unter denen ich hierher als
Professor kam, und mit Rücksicht auf die grössere Wohlfeilheit im
s[üdliclien] Deutschland wohl eben so gut als die, deren ich jetzt ge-
uiesse. Er hat 1800 Gulden Besoldung, noch 150 Gulden Entschädi
gung für allerlei kleine Ausgaben; freie möbürte Dienstwohnung, freies
Brennholz, freie Schreibmaterialien und Porto; auf die Bibliothek der
Sternwarte wird eine bedeutende Summe verwandt; zuletzt eine nam
hafte Summe für seine Reisekosten. Im Juni oder Juli wird er an-
treten. Lindenau wünscht nun sehr, Encke zu seinem Gehülfen zu
erhalten.
No. 319. Olbers an Gauss. [i7s
Bremen, 1816 März 1.
Ich habe drei der schrecklichsten Wochen verlebt, und bin noch in
der grössten Angst und Unruhe. Mein Sohn, mein einziger Sohn, der so
wohl und blühend mit den hanseatischen Truppen aus Frankreich zurück
kam, liegt seit 22 Tagen an einem der bösartigsten Nervenfieber krank.
Schon mehrere Male musste ich ihn ganz aufgeben. Erst seit gestern
zeigt sich ein schwacher Strahl von Hoffnung. Möge der Himmel ihn
segnen!
No. 320. Olbers an Gauss. [m
Bremen, 1816 März 7.
Noch immer ist mein guter Sohn sehr, sehr krank, noch immer in
bedeutender Gefahr; aber meine Hoffnung nimmt doch zu. Sie können
sich gar nicht denken, welche martervolle Zeit ich durchlebt habe!
Doch, selbst zärtlicher Vater, wird es Ihnen leicht begreiflich sein.
Ich hoffe, Sie werden die Bücher richtig und wohl erhalten haben,
obgleich ich das Einpacken dem Bedienten überlassen musste.
Jetzt eile ich nur, Ihnen wegen der Preisaufgabe zu Paris, wenn
Sie es etwa noch nicht erfahren haben sollten, das Nähere zu melden.
Olbers. II. 40