Olbers an Gauss. Bremen, 1816 April 15.
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Durch einen Zufall habe ich jetzt zwei Exemplare von den Mai
länder Epliemeiiden 1816. Die früheren Jahrgänge hat mir nämlich
immer einer meiner ehemaligen Zuhörer, Hr. Seebee, von Karlsruhe
aus besorgt, da es mir an andern Wegen fehlte. Der hat denn auch
den laufenden Jahrgang wieder geschickt, welchen ich aber diesmal
schon auf einem andern Wege erhalten hatte. Es haben sich nun zwar
schon ein paar Kompetenten gefunden, die jenes Exemplar zu haben
wünschten; indessen, da es vielleicht sein könnte, dass Sie denselben
noch nicht hätten, und Ihnen damit gedient wäre, so steht es mit Ver
gnügen Ihnen zuerst zu Dienst. Der Preis ist mir weder von diesem,
noch von dem andern Exemplar bisher angezeigt; wenn ich mich aber
recht erinnere, so habe ich für die früheren Jahrgänge, die Hr. Seeber
besorgte, jedesmal Tlilr. Cour. G[old] bezahlt. — Die Inhaltsanzeige
habe ich schon vor einiger Zeit in den G. G. A. gegeben. 1 )
Für heute muss ich eiligst schliessen mit den herzlichsten Wünschen
für die baldige und völlige Wiederherstellung Ihres Sohnes.
N. S. Encke hat jetzt seinen Abschied und wird nun ohne Zweifel
Nicolai’s Nachfolger. Nach Ofen kommt Littrow. Gerling hoffent
lich nach Greifswald, Wächter wahrscheinlich nach Danzig.
No. 324. Olbers an Gauss. [isi
Bremen, 1816 April 15.
In der Hoffnung, dass Sie Ihre Heise nach M[ünchen] noch nicht
angetreten haben, wage ich es, Sie mit zwei Bitten zu belästigen.
1) Die erste betrifft einen mehr, etwa 14 bis 15 mal vergrössern-
den Okular-Einsatz zu meinem FRAUNHOEER’schen Kometensucher. Das
Instrument wird gewiss dadurch gewinnen. Denn die ausserordentliche
Grösse des Feldes, die es jetzt hat, ist doch gewissermaassen nur illu
sorisch. Man kann nämlich nicht die Bilder in der Mitte und am
Rande des Feldes zugleich deutlich machen.
2) Ich habe zwar einen Handtubus von Dollond, der etwa 30 mal
vergrössert, und den ich gebrauche, das Verdächtige, was ich mit dem
Kometensucher auf gef unden habe, sogleich genauer zu untersuchen;
allein ich bin mit diesem nicht sonderlich zufrieden. Ich möchte gern
einen solchen Handtubus von Fraunhofer haben. Es müsste ein mög
lichst leichtes Fernrohr sein, ohne alles Gestell oder Nebenapparat, etwa
30 mal vergrössernd, aber von beträchtlichem Felde und Lichte,
0 Vergl. Gauss’ Werke Bd. VI, S. 592.
Sek.