Full text: Wilhelm Olbers (2. Band, 1. Abtheilung)

Olbers an Gauss. Bremen, 1816 Juni 30. 
637 
aber ich brauche Unterstützung.“ Können Sie, lieber Gauss, 
unsers braven Bessel’s Wunsch nicht erfüllen? 
Bessel meldet mii zugleich, dass die Parallaxe von fx Cassiopejae. 
wenigstens ihr Unterschied von der Parallaxe von $ Cassiopejae ganz 
unmerklich sei. Aus den 80 Beobb. findet sich sogar dieser Unterschied 
negativ, doch freilich klein genug, dass ihn der über doppelt so grosse 
wahrscheinliche Fehler der Bestimmung noch positiv machen könnte. 
Ich gestehe, es ist mir ganz unbegreiflich, dass auch die Parallaxen 
dieser sich so stark bewegenden Sterne, als ju Cassiopejae und 61 Cygni 
so unmerkbar sein sollen. A\ ie ungeheuer gross muss die Geschwin 
digkeit dieser Sterne sein? Wie ungemein verschieden von der Be 
wegung anderer Sterne? Durch welche Kräfte, zu welchem Zweck, 
oder durch welchen Zufall haben gerade einige wenige Sterne mitten 
unter den übrigen einen so schnellen Lauf? 
Die Juno habe ich an einem heitern Abend, den 13. Juni, auf 
gesucht, und, wie ich glaube, nicht weit von dem südlicheren der beiden 
schönen Nebelflecke im Opliiuchus gefunden. Ich musste drei kleine 
Sterne beobachten, die ich alle drei mit einem Stern 7. 8. Grösse nach 
Piazzi h. XVI, No. 226 verglich. Derjenige, den ich für die Juno 
halte, folgte auf No. 226 P. um ll h 2 m 15 s M. Z. l m 26,5 S , und um 
ll h 14 m 32 s M. Z. l m 27 s . — 1 Allein nachher fiel wieder so anhaltend 
trübes Wetter ein, dass ich meine Beobb. nicht habe fortsetzen können. 
Nach dieser wäre der Fehler der in der A. Z. enthaltenen Ephemeride 
etwa 9' bis 10' in Ai. Des Hrn. Nicolai sehr schätzbare Arbeit über 
den Kometen von 1815 habe ich mit Bessel’s Aufsatz sorgfältig ver 
glichen. Es ist sonderbar, dass das wahrscheinlichste Resultat für die 
Umlaufszeit z. B., das jeder findet, um weit mehr als den wahrschein 
lichen Fehler, den jeder seinem Resultat zuschreibt, von einander ver 
schieden ist. Dies sollte doch nicht darin liegen, dass Nicolai die 
SANTiNi’sclien, Bessel die OßiANi’schen und TRiESNECKEE’schen Beobb. 
mit gebraucht hat? — Ob die von Nicolai vernachlässigten Perturba- 
tionen dazu beitragen können? Wenigstens scheint mir N[icolai] darin 
Unrecht zu haben, wenn er es für so ganz gleichgültig hält, sie mit 
in Betrachtung zu ziehen oder nicht. Die Beobb. werden sich freilich 
auch ohne auf diese Perturbationen Rücksicht zu nehmen, ebenso gut 
darstellen lassen; aber die Bahn wird anders sein, und die Bestim 
mungen der wahrscheinlichsten Bahn, nicht die möglichst genaue Dar 
stellung der Beobb. ist der Zweck der Rechnung. 
Für die Mailänder Ephemeride bin ich Ihnen sehr verbunden. Für 
uns Astronomen auf dem festen Lande sind es bei weitem die voll 
ständigsten und brauchbarsten. — Es ist befremdend, dass in der Conn. 
des tems noch gar keine Rücksicht auf die neuen Planeten genommen wird.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.