Full text: Wilhelm Olbers (2. Band, 1. Abtheilung)

Offers an Gauss. Bremen, 1817 März 12. 
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bin ich noch immer Ihr Schuldner. Als Ihr Herr Sohn hier durch kam, 
den ich aber nur kurze Zeit bei mir zu sehen das Vergnügen hatte, 
hatte ich nicht daran gedacht. Vielleicht können Sie mir aber ge 
legentlich sonst einen Weg anzeigen, wie ich meine Schuld berich 
tigen kann. 
Wegen unseres Linden au bin ich jetzt in grosser Unruhe. Man 
muthet ihm zu, seine Stelle als Kammerrath, wobei er durch einige 
Todesfälle jetzt zum Aeltesten geworden ist und sonach der Ordnung 
nach Vicekammerpräsident werden müsste, nun effektiv zu übernehmen, 
wodurch er der Sternwarte und der Astronomie ganz entzogen werden 
würde. Ich weiss nicht, was für Umstände es sind, die ihm eine be 
stimmte Verweigerung dieses Ansinnens verbieten, aber es scheinen doch 
solche Umstände zu existiren. Mit Verlangen erwarte ich morgen einen 
Brief von ihm, der vielleicht die Entscheidung enthalten wird. 
Haben Sie Pfaff’s Astrologie schon gesehen? 
N. S. vom 17. Leider erhalte ich soeben die Nachricht, dass unser 
Lindenaü den Seeberg verlässt und nach Altenburg geht, wie er mir 
schreibt, auf ein halbes Jahr. Möchte doch diese Einschränkung wirk 
lich stattfinden. 
Ich habe heute wieder einige Zenithdistanzen beobachtet: 
Zenithdistanz 
Zahl der Beobb. 
1817 
Gegengewicht 
86° 2' 13,78" 
8 Febr. 13 
am Kreis 
86° 2' 12,25" 
10 
„ 17 
am Kreis 
86° 2' 6,79" 
6 
„ 17 
am Fernrohr 
Bei den letzten Beobb. war es schon etwas dunkel, daher freilich 
nicht viel darauf zu geben ist. 
No. 330. Olbers an Gauss. [m 
Bremen, 1817 März 12. 
Eben die Ursache, die Sie mir in Ihrem mir so erfreulichen Schreiben 
vom 15. Febr. als den Grund der langen Unterbrechung unseres Brief 
wechsels anführen, hat mich, und gewiss mit mehrerem Rechte, ab 
gehalten, Ihnen früher zu schreiben. Sie, lieber Gauss, haben immer 
reichen Stoff zur Mittheilung aus Ihren Arbeiten, Untersuchungen und 
Ideen, ohne erst vom gestirnten Himmel etwas Interessantes holen zu 
müssen. Bei mir ist dies leider nicht der Fall, und den Himmel habe 
ich seit vielen Monaten gar nicht recht heiter gesehen. Eine solche 
anhaltende trübe Witterung ist mir seit den 45 Jahren, während welcher
	        
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