Full text: Wilhelm Olbers (2. Band, 1. Abtheilung)

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Olbers an Gauss. Bremen, 1817 Mai 9. 
No. 888. Olbers an Gauss. [i86 
Bremen. 1817 Mai 9. 
Sie fragen mich, was ich von dem Einflüsse des Mondes auf Krank 
heiten halte, und ob es keine solche Erfahrungen darüber gebe, die sich 
nach der Wahrscheinlichkeitstheorie näher prüfen liessen? Von letzterer 
Art kenne ich keine. Immer beruht alles auf unbestimmten Angaben 
und Behauptungen. Auch glaube ich kaum, dass dort, wo Aerzte und 
Publikum fest an einen solchen Einfluss des Mondes auf Krankheiten 
glauben oder glaubten, wie es vor ein paar hundert Jahren durchaus 
der Fall war, sich leweisende Erfahrungen darüber finden werden. 
Der Glaube und die Einbildungskraft werden oft bewirken, was der 
Mond an sich nicht bewirken kann. Mein Glaubensbekenntniss über 
den Einfluss des Mondes auf unsere Erde würde für einen Brief etwas 
lang werden. Haben Sie Geduld genug, eine halbe Viertelstunde daran 
zu wenden, so bitte ich, beikommende Vorlesung, soweit ich sie mit 
einem Papierstreifen eingeschlagen habe, mit gütiger Nachsicht durch 
zusehen. Ich finde gerade Gelegenheit, Ihnen diese Vorlesung zu 
schicken. Mir können Sie dieselbe bei einer andern Gelegenheit, allen 
falls künftigen Michaelis mit einem abgehenden Bremer wieder zu 
schicken. 
Die angebliche Wirkung des Mondes auf die Brühe des Sauer 
krautes liesse sich doch leicht untersuchen. Ich hörte schon vor ein paar 
Jahren, dass Ihr Hofrath M[ayer] diese wunderliche Behauptung geäussert 
habe. Mir, muss ich gestehen, ist dieses Angeben so läppisch vor 
gekommen, dass ich noch gar nicht mal darüber bei Hausmüttern habe 
nachfragen mögen. 
Aber, mein theurer Freund, nun bitte ich Sie auch recht inständig, 
mir mit ein paar Worten zu sagen, was Sie von der Einwirkung des 
Mondes auf die Witterung halten. 
Wenn bei dem, angeblich am 13. Apr. in Holland des Abends auf 
wenige Minuten gesehenen Kometen überhaupt irgend etwas zu Grunde 
liegt, so war es höchstens ein Meteor, von der Gattung der Feuer 
kugeln. — Gestern Abend war die äusserst schmal erleuchtete Venus 
und der unter ihr stehende Merkur sehr schön zu sehen; indessen nichts 
Auffallendes daran zu bemerken. Ich würde die durch Dunstwolken 
scheinende Venus für den vermeinten Kometen erklären, wenn nicht 
dabei erwähnt wäre, dass man diesen in den Zwillingen wahrgenom 
men habe. 
Für die Nachricht von Schiller’s Coelum Christianum bin ich
	        
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