Full text: Wilhelm Olbers (2. Band, 1. Abtheilung)

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Gauss an Olbers. Göttingen, 1817 August 2. 
A findet sicli durch die Formel 
A = B — arc. tang [taug e. cos X]; 
die Breite des Uranus ist hierbei vernachlässigt. 
B Direktionswinkel gegen den Aequator, 
e Schiefe der Ekliptik, 
X Geoc. Länge des Uranus. 
Nur das eine muss ich noch bemerken, dass <Q> unveränderlich an 
genommen ist. Bewegte sich dieser Knoten vorwärts und doppelt so 
geschwind als Uranus selbst, so dass er in 42 Jahren einen Umlauf 
machte, so würden alle Phänomene meiner Meinung nach bei recht 
läufiger Bewegung allerdings ebenso erfolgen, wie bei ruhendem & und 
rückläufiger Bewegung (die jährliche Parallaxe bei Seite gesetzt), allein 
jene Voraussetzung ist doch unstatthaft, und dann sehe ich in der Tliat 
die absolute Unentschiedenheit nicht ein. Sollte ich etwas übersehen 
haben, so bitte ich Sie um gütige Belehrung. Bei einer sehr kleinen 
Neigung würde allerdings meiner Ansicht nach unsere Kenntniss immer 
unentschieden geblieben sein. 
Ganz bin ich mit Ihrem Urtlieile einstimmig über die absolute 
Genauigkeit der Beobb. von Pond. Mir deucht, dass Ihre Bemerkung 
auch auf unsers Bessel’s Beobb. zum Theil Anwendung findet, und es 
scheint mir wenigstens sehr gewagt, wenn er seine Polhöhe auf 0,25" 
zuverlässig hält. Wenn wir, anstatt zu sagen, ich weiss keinen be 
stimmten Fehler an meinem Instrumente nachzuweisen, sagen wollen, 
das Instrument hat durchaus keinen Fehler, so haben wir, wenn nun 
auch die Beobachter mit REicHENBACH’schen Repetitionskreisen in dem 
selben Tone sprechen, schneidende Gegensätze und ein astronomisches 
Schisma. In der Tliat giebt mein Kreis fortwährend und entschieden 
die Polhöhe aus Sonnenbeobb. 4"—5" kleiner als aus Beobb. des Nord 
sterns, und ich bin bis jetzt durchaus ausser Stande, am Instrumente 
eine konstant wirkende Ursache zu entdecken, die Verminderung 
der Zenithdistanzen bewirkte. Meine mit dem angeschraubten neuen 
Gewicht gemachten Beobb. geben aus dem Polarsterne (158 Beobb.) 
Polhöhe 51° 31'49,3", genau ebenso viel giebt die Uebertragung von 
der alten Sternwarte, obgleich dort mit dem angesteckten Gewicht be 
obachtet war, über 200 Sonnenbeobb. in Solstitiis geben mit Caelini’s 
Schiefe 4", mit Bessel’s Schiefe 5^" weniger. Aus den Ofener Beobb. 
folgt in demselben Sinn etwa halb so viel, aus den Königsberger nichts; 
eines von den drei Instrumenten kann einmal nicht recht haben, ohne 
dass zwei Unrecht haben. Bei Abwägung der "W ahrscheinlichkeit 
werden immer subjektive Rücksichten influiren, und in der Jhat sehr 
natürlich, weil man sein eigenes Instrument am besten kennt, und die
	        
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