Full text: Wilhelm Olbers (2. Band, 1. Abtheilung)

662 
Olbers an Gauss. Bremen, 1817 August 16. 
Dass auch unsers Bessel’s Beobb., ihrer schönen Uebereinstimmung 
unter einander unerachtet, in Ansehung ihrer absoluten Genauigkeit 
doch zweifelhaft bleiben, darin stimme ich Ihnen vollkommen bei. 
Wahrscheinlich werden Sie schon wissen, dass Littrow aus Bessel’s 
Beobb. die Dekl. von 23 Sternen abgeleitet hat, und sie alle etwa 3" 
südlicher findet, als das Mittel aus Piazzi, Oriani und Pond, die nahe 
mit einander übereinstimmen. Entweder gaben also die Instrumente 
dieser Astronomen alle Zenith-Distanzen zu klein, oder Bessel’s Kreis 
alle zu gross. Sollten diese Unterschiede allein in Fehlern der Mess 
instrumente liegen? Oder kann auch etwas auf die meteorologischen 
Werkzeuge, die Art ihrer Aufstellung und Benutzung bei der Refrak 
tions-Verbesserung ankommen? Sollte es gar möglich sein, dass Lokali 
täten der Sternwarten und ihrer Umgebungen Einfluss auf die Kon 
stante der Refraktion hätten? 
Ganz aus meiner Seele ist mir Ihr Wunsch genommen, dass wir 
auf dem Vorgebirge der guten Hoffnung einen geübten und zuverlässigen 
Beobachter mit einem REiCHENBACH’sclien Kreise (oder einem Troughton) 
haben möchten. x ) Ich meine, Ihnen schon einmal über diesen Gegenstand 
geschrieben zu haben. Ich wünschte nämlich so sehr, lieber Gauss, 
dass ein Astronom von Ihrer Autorität, von Ihrer Celebrität, wiederholt 
und dringend das grosse Bedürfniss, einer oder zweier Sternwarten im 
Süden des Aequators, wozu sich ganz vorzüglich das Kap und Sidnej^- 
Cove in Neuhollaml, beides englische Besitzungen, schicken würden, 
aussprechen möchte, dem sich dann bald alle anderen Astronomen an- 
schliessen würden. Wird dies nur oft und laut gesagt, so wirkt es 
gewiss, wenn nicht gleich, doch mit der Zeit. Die Regierungen und 
die Grossen der Erde wollen oft gern etwas für die Wissenschaft thun, 
wenn nicht um dieser selbst willen, doch um sich den Ruhm, unter 
ihre Beförderer zu gehören, zu erwerben, und man muss ihnen nur oft 
sagen, wie sie dies zu machen haben. In der That, dächte ich, hätten 
wir jetzt im mittleren Europa (im Norden könnte es besser sein) der 
astronomischen Anstalten nachgerade genug. Die Kosten dieser im 
Süden zu errichtenden Observatorien würden nicht gross sein, wenn 
man sich bei jedem auf das wirklich Nothwendige, dies freilich in vor 
züglicher Güte, beschränkte, und könnten für jedes bei der ersten An 
lage mit ein paar tausend Pfund Sterling leicht bestritten werden. 
So lange dieser V unsch nicht erfüllt, und dadurch, wie zu hoffen 
ist, das von Refraktion Abhängige völlig berichtigt ist, scheint mir der 
beste TV eg, um zu einiger Vergleichung der verschiedenen Messinstru 
mente verschiedener Sternwarten zu gelangen, die Unterschiede der 
b Vergi. Bd. I, S. 862 und S. 642. 
Soli.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.