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Olbers an Gauss. Bremen, 1818 Juni 2.
und hält es eine Vergleichung mit dem REiCHENBACHSclien Passage-
Instrument in Ansehung der Vergrösserung, Schärfe und Lichtstärke aus?
Sie hatten die Güte, mich neulich aufzufordern, Ihnen ausser den
gewöhnlichen noch einige ßeobachtungsgegenstäiide vorzuschlagen. Be
sonderes wüsste ich jetzt gerade nichts. Schon vor Jahren bat ich Herrn
v. Zach, die Rektascensions-Unterschiede einiger planetarischen Nebelflecke
von einem benachbarten Fixstern, sowohl wenn sie gegen 6 Uhr morgens,
als wenn sie gegen 6 Uhr abends kulminiren, zu bestimmen, um zu
sehen, ob das Licht dieser räthselhaften AVeltkörper vielleicht eine
andere stärkere Aberration zeige, als das Licht der Fixsterne. Er ver
sprach es damals; allein ich habe weiter nichts davon gehört. Vielleicht
hat die Beob. dieser planet arischen Nebelflecke eigene Schwierigkeiten,
und vielleicht sind die vorzüglichsten unter ihnen nicht in beiden Kul
minationszeiten, oder ihnen doch nahe genug, zu sehen.
Aber könnte nicht eine so reich mit Instrumenten dotirte Stern
warte, wobei es Ihnen ausser Hrn. Prof. Harding selten auch an
andern geschickten und eifrigen Gehülfen fehlen wird, ausser den
laufenden gewöhnlichen Beobb. nicht auch gleich eine grosse Arbeit
anfangen, die zwar erst in mehreren Jahren zu vollenden ist, aber
einen bleibenden Nutzen gewähren wird, und noch viele Entdeck
ungen verspricht? Ich meine eine Revision und Kompletirung der
französischen Hist. Cel. von La Lande. Sie sehen, dass ich dabei nur
auf Ihre Gehülfen rechne. Denn es wäre unverantwortlich, wenn Sie
selbst Ihre für die Wissenschaft so kostbare Zeit mit Beobb. der Appulse
kleiner Sterne an die Fäden des Fernrohrs zubringen wollten. Auch
begreife ich das Langweilige und Ermüdende dieser Arbeit sehr wohl,
das jedoch durch die gewiss oft vorkommende Entdeckung verschwun
dener, oder veränderlicher, oder neuer Sterne erheitert werden dürfte,
und in der Erreichung des grossen Zwecks, der Nachwelt ein möglichst
vollständiges Verzeichniss aller im ersten Drittel des 19. Jahrhunderts
am Himmel befindlich gewesenen Sterne bis zum Steinbock-Wendezirkel
zu liefern, seine Belohnung finden wird.
Freilich wird auch Ihr REPsoLD’sches Instrument, zu diesem Behuf
angewandt, noch wohl nicht das schicklichste Instrument dazu sein,
ob es gleich Höhe und Kulminationszeit zugleich giebt. So sehr ich
mit Ihnen von der Vorzüglichkeit der Ablesungen durch Mikroskope
vor den Verniers in Ansehung der Genauigkeit überzeugt bin, so glaube
ich doch auch, dass diese Art der Ablesung viel mehr Zeit kostet. Ihr
alter Quadrant, mit achromatischer Fernröhre versehen (dies ist, meine
ich, noch nicht der Fall), würde dazu besser dienen, da man alle Fehler
und Abweichungen desselben durch die übrigen Instrumente immer be
stimmen könnte.