Olbers an Gauss. Bremen, 1818 Juni 30.
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um mit Ihnen dort zusammenzutreffen, und bitte ich Sie sehr, mir dann
genau den Tag Ihrer Ankunft zu bezeichnen.
Auch Ihrer freundlichen Einladung nach Gföttingen] kann ich
dies Jahr leider nicht Folge leisten, allein auf künftiges Jahr, wenn
es der Himmel will, habe ich so einen Plan. Linden au macht mir
Hoffnung', künftiges Jahr auf seiner Iteise nach England Bremen wieder
zu besuchen. V ie, wenn ich dann mit ihm in G[öttingen] zusammen
träfe, Ihre alsdann wahrscheinlich schon ganz ausgerüstete Sternwarte
sehen und bewundern könnte, und Sie, lieber Gauss, dann unsern ge
meinschaftlichen Freund mit mir nach Bremen begleiteten? — Wäre
dies nicht herrlich!
Von meiner Krankheit habe ich mich ganz wieder erholt. Nur ihr
müssen Sie es zuschreiben, dass ich mich so gedankenlos über die Beobb.
der Aberration der planetarischen Nebelflecke ausgedrückt habe. Natür
lich muss die Position des um 6 Uhr Abends oder Morgens kulminiren-
den Nebelflecks mit der verglichen werden, die er hat, wenn er um
Mitternacht kulminirt. — Ich glaube wohl, dass Herschel planetarische
Nebelflecke anführt, deren Dekl. gross genug ist, sie auch im nördlichen
Meridian unterm Pol zu sehen; aber diese kenne ich nicht aus eigener
Ansicht. Hingegen der schöne Lichtball bei v im Wassermann ver
trägt gewiss die Erleuchtung der feinen Fäden des REPSOLD’schen Fern
rohrs, wird nun bald um Mitternacht kulminiren und bis zum Dec. im
Meridian sichtbar bleiben. — Bode hat die Dekl. dieses Nebelsterns
ganz falsch, ihn aber in seinen Karten richtig eingezeichnet. Er ist
ganz nahe auf dem Parallel von v Aqaarii diesem vorgehend.
Die Uebereinstimmung Ihrer Beobb. mit dem REPSOLD’schen In
strument, sowohl für jR als Dekl., ist zum Erstaunen. Allerdings spricht
sich darin die weit über meine Erwartung gehende Vortrefflichkeit des
Werkzeuges aus; aber ebenso viel liegt doch auch wohl an der unüber
trefflichen Geschicklichkeit, Sorgfalt und Genauigkeit des Beobachters.
Von dem letzten Kometen melden Sie weiter nichts. Sie werden
ihn also der schlechten Witterung wegen wohl nicht über den Apr.
hinaus verfolgt haben?
Haben Sie nicht Näheres von Schumacher und dem diesjährigen
Fortgang seiner Messung gehört?