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Gauss an Olbers. Göttingen, 1819 [Anfang April].
Verstehe ich Ihre Methode recht, so wenden Sie zur Berechnung
der übrigen Beobb. nicht m, sondern M an. (Meine erste Gleichung
ist der Ihrigen, die beobachtete und berechnete Zwischenzeit ver
gleicht, gleichgültig.) Allein dann folgt aus beiden Beobb. nicht einerlei
Durchgangszeit durch’s Perihelium. Sie wählen die, die aus der ersten
Beob. folgt. Der Erfolg ist nun, dass bei Ihrem Verfahren die erste
Beob. auch genau dargestellt wird, dass man aber in seiner Gewalt
behält, die Fehler der übrigen etivas mit auf die zweite Beob. zu ver
theilen. Soll dieses genau im Geiste der Methode der kleinsten Quadrate
geschehen, so muss als Einheit bei derjenigen Bedingungsgleichung, die
die Vergleichung der berechneten und beobachteten Zwischenzeit ent
hält, die Zeit angenommen werden, in welcher bei der zweiten Beob.
der Theil der geocentrisclien Bewegung, welcher von der Bewegung
des Kometen selbst abhängt, eine Sekunde beträgt. Es sei auf der
Himmelskugel A der geocentrische Ort des
Kometen, B der Ort, wo er nach der Zeit
dt sein würde, wenn die Erde mittlerweile
geruht hätte, C der Ort, wo er nach der
selben Zeit dt sein würde, wenn bloss die
Erde sich bewegt hätte. Also AE seine
wirkliche geocentrische Bewegung. Dann
B
ist die anzuwendende Zeit in Zeit = . wenn AB in Sekunden aus-
AB
gedrückt wird. Sie sehen, dass, wenn man Ihre Bedingungsgleichung
mit konkurriren lässt, der berechnete Ort in der zweiten Beob. nach
der Besultirenden der Bahn nicht in A. sondern irgendwo auf AB hin
fallen wird, z. B. in F, dass AF 2 -j-2' Quadrate aller Fehler bei den
übrigen Beobb. zu einem Minimum gemacht wird, dass also dann
die erste Beob. genau,
die zweite Beob. in dem Sinn senkrecht auf AB auch genau,
die zweite Beob. in dem Sinn der Richtung AB so genau wie
möglich,
und alle übrigen Beob. so genau wie möglich
angestellt werden.
Die etwaigen Fehler der ersten Beob., sowie der Fehler der zweiten
Beob. in dem Sinn senkrecht auf AB bleiben also ganz unberück
sichtigt, und daher ist es nicht möglich, auf diesem Wege, und wenn
man auch noch so viele andere Beobb. damit verbinde, die Genauig
keit über gewisse Grenzen zu treiben. Die absolut beste Parabel kann
man nur erhalten, wenn man die Methode der Differentialänderung in
Beziehung auf alle Beobb. und Elemente anwendet.