Olbers au Gauss. Bremen, 1819 April 9.
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man die parabolische Hypothese verlässt, in vielen Fällen so unbestimmt
wird, ein Umstand, auf den Sie zuerst bei dem 2. Kometen von 1805
aufmerksam gemacht haben, und der, wie es mir scheint, nochmal eine
weitere Untersuchung und Erörterung von Ihrer Meisterhand verdiente.
Der Grad dieser Unbestimmtheit hängt freilich hauptsächlich von der
Dauer der Sichtbarkeit und der Grösse der wahrscheinlichen Fehler
der Beobb. ab; aber er scheint auch Funktion der Lage und übrigen
Dimensionen der Bahn zu sein.
Burckhardt hat für den Kometen von 1766 (aus zum Theil sehr
groben Beobb.) eine Umlaufszeit von 5 Jahren gefunden. Es scheint
also nun, auf den Kometen von 1770 mit Rücksicht genommen, erwiesen,
dass es einige kometenartige Massen giebt, die in 4 oder 5 Jahren um
die Sonne laufen. Jetzt wünschte ich auch einmal völlig ausgemacht
zu wissen, ob es Kometen giebt, die Hyperbeln beschreiben. Burck-
hardt’s Untersuchungen darüber genügen mir noch nicht. Ich möchte,
dass ein Rechner, wie Encke, z. B. den Kometen von 1771 mit ähn
licher Sorgfalt und Anwendung der Methode der kleinsten Quadrate
berechnete, wie den Kometen von 1680.
Auf Ihre neue Begründung dieser berühmten, so viele Vortheile
gewährenden Methode freue ich mich recht sehr. Ich möchte Sie, lieber
Gauss, recht sehr bitten, uns bei dieser Gelegenheit mit einer ausführ
lichen Abhandlung über diese Methode, ihre Anwendung, das Gewicht
der Resultate u. s. w. zu beschenken, auch dabei auf uns, die wir tar
dioris ingenii sind, gehörig Rücksicht zu nehmen, und alles so fasslich
vorzutragen, wie es in Ihrer unsterblichen Theoria Mot. C. C. mit den
dahin gehörigen Lehren geschehen ist. Auch Beispiele müssen nicht
fehlen. — Dass eine solche Anleitung zum richtigen Gebrauch dieser
Methode noch Bedürfniss ist, möchte ich aus manchen irrigen und fehler
haften Anwendungen derselben schliessen.
Bei der Gelegenheit bemerke, ich (wahrscheinlich wissen Sie es
lange, und haben es vielleicht auch schon irgendwo, ohne dass ich mich
dessen erinnere, angezeigt), dass in dem von Ihnen pag. 219 der Theoria
C. C. gegebenen Beispiel ein kleiner Rechnungs- oder Schreibfehler sich
eingeschlichen hat. Die 3. Gleichung unten muss nämlich heissen:
6633r = 12707 -f- 2P— 9Q -f- 123
wo nur der Koefflcient von B bei Ihnen fehlerhaft ist. Der Werth von
r bleibt richtig, aber die relative Genauigkeit dieses Werthes ist