Gauss an Olbers. Göttingen, 1819 Juli 18.
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Gleich nach meiner Beob. des 9. konnte ich der Versuchung - nicht
widerstehen, so unvollkommen die bisherigen Angaben auch waren,
wenigstens eine Idee von der wahren Bahn zu erhalten. Ich fand
Zeit des Perihels . . . . 1819 Juni 28. 4 h
Länge des ft 9 S 3° 43'
Neigung der Bahn .... 80° 27'
Länge des Perihels. . . . 9 S 19° 4'
Log. Dist. Perihel 9,545 75
Bewegung rechtläufig.
Damit habe ich zur Uebersicht seines bisherigen und künftigen
Laufes Folgendes flüchtig berechnet.
[Folgt die Ephemeride des Kometen von 1819 Juli 2 bis Nov. 17.]
So schön und glänzend der Komet in den ersten Tagen war, so
geschwind nimmt sein Licht auch wieder ab; doch hoffe ich, wir werden
ihn mit Fernrohren noch lange verfolgen können. — Er ist hier in den
umliegenden Gegenden bereits am 30. Juni gesehen worden.
Mir kommt der Kern doch lange nicht so planetenartig vor, wie
beim Kometen von 1807. In Ansehung der Pracht des Schweifs würde
er sich auch bei völlig dunkeln Nächten nicht mit dem von 1811
messen können.
Ob ich Ihnen noch wohl im Anfänge des Aug. in G[öttingen] ge
legen komme, lieber Gauss, wenn ich meine Reise dann noch so weit
ausdehnen kann? Die Zeit wird mir etwas beschränkt werden. Sollten
Sie also dann im Geringsten von meinem Besuch inkommodirt werden,
so verschiebe ich ihn auf ein anderes Jahr.
No. 370. Gauss an Olbers. [i67
Göttingen, 1819 Juli 18.
Ihren Brief erhielt ich noch in Lauenburg am 15., wenige Stunden
vor meiner Abreise und konnte ihn daher von dort aus nicht mehr
beantworten. Heute Morgen um 5 Uhr bin ich hier wieder angekommen
und eile, Ihnen meine und der Meinigen Freude auszudrücken, dass ich
Sie im Anfang Aug. hier umarmen werde. Ich bitte und hoffe, dass
Sie gleich bei mir Vorfahren.
Unendlich leid hat es mir gethan, Bessel nicht zu sehen. Meine
durch die Umstände knapp zugeschnittene Zeit machte mir die Reise
nach Bremen schlechterdings unmöglich, da dadurch die Zeit meiner