Full text: Wilhelm Olbers (2. Band, 1. Abtheilung)

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Olbers an Gauss. Bremen, 1802 August 18. 
Es freut mich, dass Sie sich auch zuweilen mit astronomischen 
Beobb. beschäftigen, natürlich nur zur Evholunc/, denn im Gi unde können 
Sie das Beobachten wohl uns anderen gewöhnlichen Leuten überlassen 
und Ihre Zeit für die Wissenschaften weit besser anwenden. Meine 
beiden Kometensucher sind deutsche Produkte. Der eine achromatisch 
von dem verstorbenen Hofmann in Leipzig, kostet 13 Ililr., fasst 6° 
nnd giebt sehr scharfe Bilder, so dass ich bei seiner Vergrösserung 
von 8fmal doch die Л-Trabanten damit sehe, wenn sie dem Planeten 
nicht zu nahe sind. Dies ist einer der besten, die Hofmann gemacht 
hat (ich habe viele von ihm in Händen gehabt), und er dient mir zu 
meinen Zeitbestimmungen. Allein die Apertur ist nicht gross, und 
deswegen hat er zu einem recht guten Kometensucher nicht Licht genug. 
— Der andere ist nicht achromatisch, von 2f Zoll Apertur, von 
Weickardt in Leipzig nach einem Ramsdon von derselben Konstruk 
tion verfertigt, hat ausserordentlich viel Licht und kostet 15 Thlr. 
Mit diesem habe ich die Ceres gesucht und gefunden. — Am 8. und 
9. Juli war Pallas schon lange in beiden Kometensuchern unsichtbar 
geworden und nur noch in meinem Dollond 3f Zoll Apert. sichtbar. 
Dass Maskelyne die Pallas noch am 18. Juli gesehen hat, freut 
mich, ist mir aber nicht unerwartet. Ich habe die Beobb. hauptsäch 
lich wegen der Dämmerung aufgeben müssen. Greenwich liegt schon 
lf 0 südlicher, und dies hat in der Julidämmerung schon etwas zu sagen. 
Ich werde mich nicht wundern, wenn man Pallas bis zu Anfang des 
Aug. in Mailand gesehen hat. 
Die Reduktion meiner Beobb., die Hr. v. Zach gütigst unternommen 
hat, werden Sie im Augustheft erhalten haben. Es soll mich ver 
langen, wie die Beob. vom 8. Juli, die ich Ihnen noch immer beson 
ders empfehle, mit Ihren Elementen stimmt. — Die Ж vom 26. Juni 
hat v. Zach unrichtig aus meinen Datis abgeleitet. 
Ich sehe es, dünkt mich, Ihrem Schreiben an, dass Ihnen das 
Zeichen für die Pallas 4, oder gar wie es v. Zach vorgeschlagen 
hat, ebenso unbequem wird, wie mir. Ich wenigstens muss immer auf 
merksam sein, damit es dem Л enuszeichen nicht ähnlich wird. — Warum 
n ollen wir der Lanze der Pallas statt der blattförmigen, nicht eine 
di eieckige Spitze geben? 4- So ist es leicht zu zeichnen und kann 
nicht verwechselt werden. — Dass in der Chemie 4 das Zeichen des 
Schwefels ist, wird doch keinen Anstoss geben? Genug, wenn es sich 
leicht und deutlich hinschreibt und unterscheidet. 
Immer wird es auch mir glaublicher, dass wir Pallas künftiges 
Jahi Wiedersehen werden, ob Sie gleich, mein theuerster Freund, mir 
nicht genug mit in Anschlag zu bringen scheinen, dass 4 künftigen Juni 
nm lialb so stark YOn der О erleuchtet wird, als im Juli dieses Jahres.
	        
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