Gauss an Olbers. Göttingen, 1821 März 18.
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ob Hr. v. St. bei der Länge des Perih. 265° 20' 44" beharre, sehe,
dass ich Ihnen solche unrecht abgeschrieben oder vielmehr aufge
schrieben hatte. 1 ) Hr. v. Staudt hatte die Länge des Perihel gar
nicht angesetzt, sondern dessen Abstand vom Knoten = 169° 18'53".
Anstatt diese Zahl von ft = 48° 27'58" abzuziehen, welches die rich
tige Länge 239° 9' 5" gegeben hätte, hatte ich sie von i — 74° 39' 37"
subtrahirt. Daher die falsche Zahl. Hrn. v. Staudt’s neue Elemente
habe ich, wie ich glaube, Ihnen bereits geschickt, 1 )
Ich habe bisher jeden Mittag den Kometen am M[eridian-] Kreise
erwartet, aber bis jetzt umsonst. Heute wäre die Lichtstärke = 19,6
(nach dem gewöhnlichen Maasstabe). Am 5. März == 1,25. An den
nächsten Tagen ist sie für die Kulmination:
März 19 32,5
20 59.9
21 110,6
22 128,1
23 81,2.
Hr. v. Staudt hat für alle einzelnen Tage die Ephemeride im voraus
berechnet.
Was die Grössenordnungen der Fixsterne betrifft, so kann ich
nicht leugnen, dass es mir immer am zweckmässigsten geschienen hat,
das Normallicht der einzelnen Ordnungen in geometrischer Progression * 2 )
abnehmen zu lassen. Denn die Natur schneidet keine Ordnungen ab,
sondern lediglich unsere Willkür. La Lande hat dieses Princip auch aus
drücklich ausgesprochen, indem er den Exponenten = ^ setzt, welches
aber wohl etwas zu viel, d. i. der Nenner zu gross ist (Conn. de tems
XV. p. 383). Es scheint mir auch natürlich, dass diejenigen, die zu
erst Ordnungen für die mit blossen Augen sichtbaren [Sterne] fest
gesetzt haben, wohl ein solches Princip eigentlich befolgt haben, wenn
gleich, ohne sich desselben klar bewusst zu sein. Uebrigens gebe ich
Ihnen gern und um so lieber zu, dass der Lichtabfall von den Sternen
6. bis 7. Grösse geringer sei als von der 1. zur 2., da ich hierin Ihrem
geübteren Auge mehr traue als meinem eigenen, so wie auch mein
eigenes Auge ebenso urtheilen würde, wenn auch die helleren Sterne, die
o Im Briefe No. 407; Brief 412, in dem Gauss die verbesserten Elemente ge
schickt hat, hatte sich mit Olbers Brief No. 413 gekreuzt. Krm.
2 ) Wie es jetzt nach dem von Fechner bedeutend später aufgestelltem psycho
physischen Gesetz geschieht, als Exponent wird heut noch Pogson’s Vorschlag 1 :2,512
angenommen. Die umstehend von Gauss aufgestellte Formel zur Berechnung der
Grössenklasse aus der Helligkeit unterscheidet sich nur formal von der jetzt üblichen.
Olbers berechnet im Brief No. 423 den Nenner co zu 2,236 aus der 2. und 6. Grössen
klasse. Krm.